Zwei Männer ringen um Amt des bayerischen Landesbischofs
Hochspannung in München: Die Wahl des neuen bayerischen evangelischen Landesbischofs hat sich am Montag zu einem Krimi entwickelt. Eines steht bereits fest: Im Freistaat wird es keine Bischöfin geben. Susanne Breit-Keßler (57) schied in der fünften Runde aus. In einer Stichwahl stehen sich nun der Bamberger Theologieprofessor Heinrich Bedford-Strohm (51) und der Personalleiter der Landeskirche, Helmut Völkel (58), gegenüber. Bedford-Strohm verpasste im fünften Durchgang die erforderliche absolute Mehrheit um eine einzige Stimme. Der amtierende Landesbischof Johannes Friedrich (62) tritt im Herbst in den Ruhestand.

Im fünften Durchgang des Wahlmarathons in der Münchner Matthäuskirche erhielt Bedford-Strohm 52 Stimmen, Völkel 33 und Breit-Keßler 18 Stimmen. Die erforderliche absolute Mehrheit liegt bei 53 Stimmen. Sollte in der sechsten Runde weder Bedford-Strohm noch Völkel gewählt werden, müsste der Wahlvorbereitungsausschuss einen neuen Vorschlag mit zwei Kandidaten aufstellen. Lehnt die Synode dies ab, würde die Wahl auf die nächste Synodaltagung verschoben.

Konstante Stimmverteilung

Die Ergebnisse der vorausgehenden Wahlgänge hatten sich nur unwesentlich voneinander unterschieden. Das deutete darauf hin, dass offenbar jeder der drei Kandidaten eine stabile Wählergruppe hinter sich hatte. Die Synode hat 105 stimmberechtigte Mitglieder; sie sind vollzählig versammelt. Bedford-Strohm erhielt im vierten Durchgang, der um 15 Uhr begonnen hatte, 47 Stimmen. Völkel kam auf 34, Breit-Keßler auf 23 Stimmen.

Bedford-Strohm (Foto rechts) hatte im ersten Wahlgang 47 Stimmen, in den folgenden Durchgängen 45 und zwei Mal 47 Stimmen erhalten. Für Völkel (Foto links) votierten in den ersten beiden Runden 34 Synodale, im dritten Durchgang 29 und schließlich 34 Synodale. Breit-Keßler (Mitte) bekam zunächst 22, dann 26 und 29 Stimmen, ehe die Zahl ihrer Befürworter im vierten Durchgang wieder auf 23 sank.

Zwischen den Wahlgängen hatten sich die drei in der Synode vertretenen Arbeitskreise jeweils zur Beratung zurückgezogen. Diese vertreten bestimmte theologische und politische Richtungen; so gilt der Arbeitskreis "Gemeinde unterwegs" als konservativ. Im Vorfeld der Bischofswahl hatten sich die Arbeitskreise überraschend auf eine gemeinsame, fünfköpfige Kandidatenliste verständigt. Zwei der Persönlichkeiten, Heinrich Götz und Stefan Ark Nitsche, hatten allerdings zwischenzeitlich ihre Kandidatur wieder zurückgezogen.

"Aufbrausendes Stimmengewirr"

In der Münchner Matthäuskirche, dem Ort der Wahl, herrscht zur Stunde Hochspannung. Als am Mittag das Ergebnis des dritten Wahlgangs bekanntgegeben wurde, entstand in dem Gotteshaus "aufbrausendes Stimmengewirr", wie im Liveticker auf der Internetseite der bayerischen Landeskirche zu lesen war. Die Spannung, so hieß es, sei "nicht auszuhalten". Als das Synodalbüro vor der vierten Runde bereits Sektgläser bereitstellte, entstanden Spekulationen über eine Einigung auf einen der Kandidaten. Dies erwies sich aber rasch als Fehlschluss. Die Wahl wird am frühen Abend fortgesetzt.

Die Wahl ist nötig, weil die Amtszeit von Landesbischof Johannes Friedrich im Herbst nach zwölf Jahren endet. Er wird am 9. Oktober in der Matthäuskirche verabschiedet. Der Nachfolger oder die Nachfolgerin wird am 30. Oktober in der Nürnberger Lorenzkirche offiziell in das Amt als Oberhirte für die rund 2,6 Millionen Protestanten in Bayern eingeführt. Friedrich stand seit 1999 an der Spitze der Landeskirche. Seine Vorgänger waren die Bischöfe Hermann Dietzfelbinger (1955-1975), Johannes Hanselmann (1975-1994) und Hermann von Loewenich (1994-1999).

Schwerpunkt Mission

Die Frühjahrstagung der bayerischen Landessynode war am Sonntagabend mit einem Festgottesdienst in der Münchner Matthäuskirche eröffnet worden. Inhaltliches Schwerpunktthema ist die Mission. Der Landesbischof Friedrich hob im Eröffnungsgottesdienst die Bedeutung des Abendmahls hervor. Das Abendmahl sei ein "Zeichen für die Gemeinschaft mit Christus" und biete die Chance, Beziehungen unter den Menschen zu heilen, sagte er in seiner Predigt.

Zum Schwerpunktthema Mission sagte der Bischof, dass Christen mit ihrer persönlichen Lebensführung ein positives Beispiel geben sollten. Dadurch könnten andere Menschen sehen, dass der Glaube an Jesus Christus Kraft und Halt im Leben und Orientierung gebe. Durch die Rückbindung an das Wort Jesu hätten Kirche und Christen auch die Aufgabe, Entscheidungsträger in Politik und Gesellschaft ethisch und geistlich zu rüsten, damit sie ihrer Verantwortung gerecht werden können.

Die Kandidaten für das Bischofsamt

Heinrich Bedford-Strohm: Der Professor für Systematische Theologie und theologische Gegenwartsfragen an der Universität Bamberg versteht sich als Brückenbauer zwischen der säkularen und der kirchlichen Welt und mischt sich regelmäßig in den öffentlichen Diskurs ein. Auf EKD-Ebene ist er stellvertretender Vorsitzender der Kammer für soziale Ordnung. Der gebürtige Memminger, der am 30. März 51 Jahre alt wurde, studierte evangelische Theologie in Erlangen, Heidelberg und im US-amerikanischen Berkeley. Von 1989 bis 1992 war er Assistent am Heidelberger Lehrstuhl von Wolfgang Huber. Nach der Habilitation war Bedford-Strohm einige Jahre Gemeindepfarrer in Coburg. In Bamberg gründete er 2008 die Dietrich-Bonhoeffer-Forschungsstelle für öffentliche Theologie.

Ein epd-Interview mit Heinrich Bedford Strohm lesen Sie hier.

Susanne Breit-Keßler: Die 56-jährige Regionalbischöfin für München und Oberbayern ist in ihrem Kirchenkreis für rund 600.000 Protestanten zuständig und übernimmt als Ständige Vertreterin des Landesbischofs regelmäßig bayernweite Termine. Breit-Keßler stammt aus Heidenheim und war nach ihrer theologischen Ausbildung Vikarin in München und Religionslehrerin in Tutzing. Sie war viele Jahre für Medienaufgaben im Bereich der Landeskirche und der EKD freigestellt: Sie schrieb für die "Süddeutsche Zeitung", das "Deutsche Allgemeine Sonntagsblatt" und sprach das "Wort zum Sonntag" in der ARD. Sie gehörte zum Team der bayerischen Rundfunkprediger und ist Kolumnistin des evangelischen Monatsmagazins "chrismon".

Hier geht's zum epd-Interview mit Susanne Breit-Keßler.

Helmut Völkel: Der 58-jährige Oberfranke zählt zu den Strategen der Landeskirche. Als Personalchef ist er seit 2009 für rund 2.500 Pfarrer sowie 660 Diakone zuständig und hat damit eines der wichtigsten Ämter im Landeskirchenamt inne. Völkel, 1952 in Marktredwitz geboren, studierte Theologie in Neuendettelsau, München und Erlangen. Bis zu seiner Ernennung als Studentenpfarrer an den Fachhochschulen in München 1983 war er als Stadtjugendpfarrer und Studentenseelsorger in Passau tätig. 1989 wechselte er als Referent in die Personalabteilung des Landeskirchenamtes. Von 1998 bis 2002 war Völkel Dekan in Landshut. Im Oktober 2002 wurde der konservative Lutheraner zum Regionalbischof für den Kirchenkreis Ansbach-Würzburg berufen.

Auch mit Helmut Völkel sprach der epd. Hier der Wortlaut.

Die Bischofswahl können Sie im Liveticker der bayerischen Landeskirche miterleben. Atmosphärische Eindrücke von den ersten Wahlgängen lesen Sie ebenfalls auf den Internetseiten der Landeskirche.

epd/dpa/evangelisch.de