Afrikas jüngster Staat hofft auf deutsche Starthilfe
Der Südsudan steht kurz vor der Unabhängigkeit. Doch schon jetzt ist der künftige, neue Staat abhängig von ausländischer Hilfe. Das erkennt auch Entwicklungsminister Niebel bei seinem Besuch.
04.04.2011
Von Eva Krafczyk

Die glitzernde Kette, die Dirk Niebel zur Begrüßung um den Hals gelegt wurde, erinnert irgendwie an Lametta. Und ein wenig dürfte sich der deutsche Entwicklungsminister während seines zweitägigen Besuchs im Südsudan auch vorkommen wie ein Weihnachtsmann, dem Wunschzettel präsentiert werden. In der Stadt Yei präsentiert ihm am Sonntag ein Regionalpolitiker eine ganze Liste möglicher Vorhaben, etwa die Organisation einer städtischen Müllabfuhr, den Bau einer Kläranlage und neue Jobs für Sudanesen bei deutschen Entwicklungshilfeeinrichtungen.

"Gute Grundvoraussetzungen"

In dem Dorf Gulumbi wird dem Minister versichert, wie wichtig der Ausbau der Schule wäre. Und schon am Samstag hatte Salva Kiir, der Präsident des Südsudan, betont: "Wir brauchen Hilfe aus Deutschland und anderen Staaten, bis wir auf eigenen Füßen stehen können."

Die Hoffnungen auf internationale und auch deutsche Hilfe sind groß im Südsudan, der voraussichtlich am 9. Juli als neuester Staat Afrikas seine Unabhängigkeit feiern wird. Nach fast einem Vierteljahrhundert Bürgerkrieg mit dem Norden gibt es schon vor der Staatsgründung Bedenken, ob das bitterarme Land es schafft, seine Probleme in den Griff zu bekommen - etwa eine fast völlig fehlende Infrastruktur, die Wiedereingliederung von hunderttausenden Rückwanderern aus dem Norden, die bereits jetzt schwelenden ethnischen und regionalen Konflikte.

"Die Grundvoraussetzungen im Süden sind nicht schlecht," zeigt sich Niebel dennoch vorsichtig optimistisch, "Der Sudan ist zwar eines der ärmsten Länder der Erde, hat aber dank seiner Bodenschätze auch das Potential, schnell aufzuholen." Im Südsudan lagern die meisten der sudanesischen Ölvorkommen, die Pipelines dagegen gehören dem Norden. Über die genaue Aufteilung der Öleinkünfte müssen sich Nord und Süd noch einigen, wie auch über den genauen Verlauf von mindestens 800 Kilometer der 2.000 Kilometer langen Grenze zwischen den bald geteilten Landesteilen.

GIZ hilft im Wassersektor

Bei den Vorbereitungen auf den künftigen Staat leistet Deutschland schon jetzt Unterstützung. Die GIZ - Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit - hat im Rahmen einer Partnerschaft mit dem UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR hunderttausenden Bürgerkriegsflüchtlingen geholfen, sich eine neue Existenz aufzubauen. In Yei, wo mehr als die Hälfte der etwa 600.000 Einwohner erst nach dem 2005 unterzeichneten Friedensabkommen aus Uganda oder anderen Nachbarländern zurückgekehrt waren, hilft die GIZ unter anderem auch bei der Entwicklung des städtischen Wassersektors.

Ein erster so genannter "Wasserkiosk", an dem Haushalte ohne Wasseranschluss Zugang zu sauberem Trinkwasser haben, wurde am Sonntag von Niebel in Betrieb genommen. Ein Netzwerk dieser Kioske soll alle Stadtteil erfassen und langfristig auch die Gesundheit der Einwohner verbesser. Durchfallerkrankungen durch schlechtes Wasser sind im Südsudan wie in vielen anderen afrikanischen Ländern noch immer eine der häufigsten Todesursachen vor allem bei Kleinkindern.

dpa