Die Bundesliga bleibt trotz Sprengsatzfund gelassen
Das erste Bundesliga-Spiel in Dortmund nach dem Bomben-Fund: Die Sicherheitskontrollen schärfer, die Schlangen vor den Eingängen länger - aber die mehr als 80.000 Fans und die Spieler recht gelassen. "Das ist heute das sicherste Stadion in ganz Deutschland."

Wenige Tage nach dem Fund von drei Sprengsätzen am Dortmunder Stadion ist die Arena ausverkauft. Mehr als 80.000 Fans sind am Samstag zum Spitzenspiel des Tabellenführers gegen Hannover 96 gekommen - "Jetzt erst recht", wie Herta Grötter sagt. "Es kam mir heute Morgen zwar noch mal kurz in den Sinn, aber mich hält nichts davon ab, ins Stadion zu gehen." Die 53-Jährige aus Lünen sitzt mit schwarz-gelbem Schal um den Hals im Regionalzug auf dem Weg zu ihrem Stammplatz im Signal-Iduna-Park. "Die Nachricht von der Bombe hat mich zwar kurz geschockt diese Woche, aber ich wusste gleich - Samstag gehe ich trotzdem wieder ins Stadion."

Großkreutz: "Da war nix in unseren Köpfen"

So etwas könne doch überall passieren, wirft ihr Mann im schwarz-gelben Trikot vom Nebensitz ein. "Da kann man ja überhaupt nicht mehr aus dem Haus gehen, oder Auto fahren - da kann man ja gar nichts mehr machen." Ein Freund des Ehepaars, der mit im Zug sitzt, sieht das genauso. "Heute ist so schönes Wetter wie schon lange nicht mehr - ich lasse mir die Laune nicht verderben." 5:0 für Dortmund hat er getippt. "Da muss man ein Optimist sein", lacht Herta Grötter. "So jemand hat auch keine Angst vor einer Bombe."

Dortmund gewinnt das Spiel mit 4:1 - die gefundenen Sprengsätze hätten dabei in den Köpfen der Akteure keine Rolle mehr gespielt, sagt BVB-Spieler Kevin Großkreutz. "Da war nix mehr in unseren Köpfen. Die Polizei hat ja alles abgesichert." BKA und Polizei hätten das Spiel nicht freigegeben, wenn auch nur die kleinste Gefahr bestanden hätte, ist sich BVB-Sportdirektor Michael Zorc sicher. "Sie haben uns versichert, dass es ein Einzeltäter war, der jetzt gefasst ist. Es gab keine Gefahr - und deswegen waren auch alle Fans da."

Keiner murrt, keiner macht sich Sorgen

Für die Fans sei der Sprengstofffund sowieso kein großes Thema gewesen, sagt ein Fanartikelverkäufer, der seinen Stand am Nordeingang betreibt. "Nicht einer hat mich da heute drauf angesprochen." Auch bei den Auswärts-Fans weit und breit keine gemischten Gefühle - "ganz im Gegenteil", sagt ein älterer Mann im Hannover-96-Trikot. "Das ist heute das sicherste Stadion in ganz Deutschland. Die Polizei wird schon ganz besonders aufpassen." Die Kontrollen sind schärfer, die Schlangen vor den Eingängen länger. Die Fans bleiben ruhig. "Da murrt keiner drüber, die verstehen das", sagt ein Ordner.

Ein 25-Jähriger aus Krefeld war festgenommen worden, nachdem er der Polizei von einem möglicherweise bevorstehenden Anschlag auf das Stadion berichtete hatte. In der Nähe des Stadions wurden in einem Gebüsch drei Sprengsätze gefunden. Ob sie tatsächlich hätten explodieren können, war zunächst unklar. Auch in der Wohnung des 25-Jährigen fanden die Ermittler Sprengmaterial und Chemikalien. Nach Angaben von BKA-Präsident Jörg Ziercke wollte der Mann die Behörden wohl erpressen. Hinweise auf einen terroristischen oder islamistischen Hintergrund sehen die Behörden nicht.

dpa