Kirchen in Kanzlerin-Kommission für raschen Atomausstieg
Die Kirchenvertreter in der Ethikkommission zur Bewertung der Atomenergie plädieren für einen raschen Ausstieg aus der Kernkraft. Am Montag sitzt die Kommission zusammen.

Eine Technologie, die unabschätzbare Folgen für ganze Generationen habe, sei nicht vertrauenswürdig, sagte der Münchner Erzbischof, Kardinal Reinhard Marx, der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Er vertritt die katholische Kirche in der Kommission.

Auch nach Meinung des evangelischen Landesbischofs von Baden, Ulrich Fischer, haben "wir uns auf eine Technologie eingelassen", deren Summe von Risiken nicht endgültig abzuschätzen sei. Fischer, der in der von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) einberufen Kommission die evangelische Kirche vertritt, warnte im "Mannheimer Morgen" (Samstag) vor einem "faulen Kompromiss", der durch die Hintertür einen Atomstrom-Import aus anderen Staaten zur Folge hätte.

Man sollte sich "so schnell wie möglich" von der Kernkraft verabschieden, sagte Fischer - "unter der Bedingung, dass gesellschaftliches Leben mit der klaren Maßgabe der Energieeinsparung weitergeht". Marx sagte: "Es geht um Güter, die wir nicht dem Markt überlassen dürfen." Sollte der künftige Energiemix durch die erneuerbaren Energien den Strompreis verteuern, müsse auch über Hilfen für ärmere Bürger nachgedacht werden.

Die Ethik-Kommission zur Bewertung der Atomkraft-Zukunft in Deutschland trifft sich an diesem Montag erstmals in Berlin. Das Gremium mit Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und den Kirchen soll grundlegende Fragen klären, unter welchen Bedingungen die Nutzung der Kernenergie in Deutschland nach der Katastrophe in Fukushima verantwortbar ist.

dpa