Bischof Hein gegen Gentests an künstlich erzeugten Embryonen
Der Kasseler evangelische Bischof Martin Hein lehnt Gentests an künstlich erzeugten Embryonen außerhalb des Mutterleibes strikt ab. "Ich glaube, dass wir uns auf eine schiefe Bahn begeben, auf der es auf Dauer kein Halten gibt", sagte er am Donnerstagabend bei der Aufzeichnung der evangelischen Fernseh-Talkshow "Tacheles" in der Marktkirche in Hannover. Die Grenzen in der Bioethik würden immer mehr aufgeweicht.

"Ich halte es für problematisch, dass wir Leben auswählen", warnte Hein. Eine Skala zu erstellen, welches Leben lebenswert sei und welches nicht, sei ethisch nicht vertretbar. Vorgeburtliche Methoden wie die umstrittene Präimplantationsdiagnostik (PID) erzeugten einen gesellschaftlichen Druck, dass behinderte Kinder nicht gewollt seien. "Man versucht, behindertes Leben auszuschließen, weil es nur noch als Belastung gesehen wird."

Befürworter sehen Verantwortung bei den Eltern

Die frühere Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) aus Hannover warb dagegen für ihre Position, Gentests an Embryonen bei schweren Erbkrankheiten begrenzt zuzulassen: "Der Gesetzgeber darf keine Frau zwingen, ein behindertes Kind zu bekommen." Die Entscheidung in einer solchen
Konfliktsituation müsse von den Eltern getroffen werden. Der Bundestag wird voraussichtlich im Frühjahr entscheiden, ob die PID erlaubt sein soll.

Auch der Berliner Frauenarzt Matthias Bloechle betonte, die Diskussion müsse von der Freiheit der Frau ausgehen. "Alles andere bedeutet, dass man einer Frau das Recht und die Fähigkeit abspricht, in diesem Punkt verantwortlich zu entscheiden." Bloechle, der die Gentests anbietet, zeigte sich selbst an, um vor
Gericht eine rechtliche Klärung zu erzwingen. Er wurde freigesprochen. Er sieht die PID als Chance für Eltern.

PID fördert Ausgrenzung

Die Berliner Medizin-Professorin Jeanne Nicklas-Faust warnte dagegen vor einer Auslese von Embryonen: "Wir lassen uns nicht mehr darauf ein, dass ein Leben mit einem Kind auch ein Abenteuer sein kann." So wachse der Druck auf Eltern behinderter Kinder. Sie müssten sich vor anderen und auch vor Versicherungen für ihr Kind rechtfertigen. Nicklas-Faust hat selbst eine behinderte Tochter und ist Bundesgeschäftsführerin der Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung.

Die einstündige Debatte wird am kommenden Sonntag um 17 Uhr sowie am 17. April um 13 und 22.30 Uhr auf Phoenix ausgestrahlt. Im Anschluss an die erste Ausstrahlung von "Tacheles" am Sonntag (3. April) können Zuschauer von 18 bis 19 Uhr mit Bischof Hein chatten.

epd