Die Delegiertenversammlung des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche in Deutschland hat ihren Vorstand sowie das Aufsichtsgremium, den Diakonischen Rat, entlastet. Die Diakonische Konferenz sprach sich am Donnerstag in Berlin einstimmig für die Entlastung aus, nachdem diese im Dezember vergangenen Jahres verschoben worden war. Damals waren noch nicht alle Unregelmäßigkeiten aufgeklärt, die bei Auftragsvergaben des Vorstandes an eine Stuttgarter Beratungsfirma im Umfang von 731.000 Euro aufgetreten waren.
Nach Darstellung des württembergischen Landesbischofs Frank Otfried July, Vorsitzender des Aufsichtsgremiums, sind inzwischen alle Vorwürfe geklärt. Eine Überprüfung der Vorgänge durch eine Bonner Anwaltskanzlei habe keinerlei Hinweise auf strafrechtlich relevante Delikte wie etwa Vorteilsannahme ergeben. Somit ziehe die Diakonie einen Schlussstrich unter die Affäre, werde aber ein effektiveres Controlling im Bundesverband einführen, versicherte July.
Stühlerücken im Vorstand
In den Turbulenzen der vergangenen sechs Monate haben drei der vier Vorstandsmitglieder des evangelischen Wohlfahrtsverbandes den Spitzenverband verlassen: Der frühere Diakoniepräsident Klaus-Dieter Kottnik war im September zurückgetreten. Für den Rücktritt wurden gesundheitliche Gründe genannt.
Vizepräsident Wolfgang Teske verlässt den Verband zum 30. April. Der sozialpolitische Vorstand der Diakonie, Kerstin Griese, ist zum Jahreswechsel als SPD-Abgeordnete in den Bundestag zurückgekehrt, nachdem sie eine Zeit lang beide Ämter gleichzeitig wahrgenommen hatte.
Über Grieses Nachfolger will der Diakonische Rat nach Julys Worten im Mai entscheiden. Die Suche nach einem Nachfolger für Teske werde dagegen noch etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen, hieß es. Seit 15. Januar leitet der frühere Vorstandsvorsitzende der Diakonie in Baden, Johannes Stockmeier, als Präsident die Bundesdiakonie. Er war am 9. Dezember in Kassel von der Diakonischen Konferenz gewählt worden.