Online-Spendenwege: Die gute Tat per Mausklick
Ein Klick auf den roten Spendenbutton, und schon weiß der Internetnutzer, wie er helfen kann. Immer mehr Hilfswerke nutzen das Internet zu Spendenaktionen.
31.03.2011
Von Sabine Damaschke

Bereits mit 40 Euro versorgt ein Onlinespender zwölf japanische Kinder aus den vom Tsunami zerstörten Küstenstädten mit warmen Decken, heißt es auf der Internetseite des Hilfswerks "Save the children". Doch nicht nur dort rührt die Organisation die digitale Werbetrommel. Im sozialen Netzwerk Facebook können "Farmville"-Spieler für Kinderschutzzentren in Japan spenden, indem sie virtuell japanischen Rettich kaufen. Durch die Aktion, die "Save the children" gemeinsam mit dem Spieleentwickler Zynga gestartet hat, kam in knapp zwei Tagen eine Million Dollar zusammen.

Bislang machen Onlinespenden in Deutschland Studien zufolge unter zehn Prozent des gesamten Spendenvolumens aus. Doch sie werden immer wichtiger, wie die Geschäftsführerin des Deutschen Spendenrats, Daniela Felser, beobachtet. "Im Internet kann schnell und umfassend über ein Projekt informiert werden." Außerdem sei eine größere Transparenz und Interaktivität möglich.

Größere Transparenz und Interaktivität

"Internationale Hilfswerke wie auch Greenpeace nutzen das Internet sehr erfolgreich auf dem stark umkämpften Spendenmarkt", meint Alexa Gröner vom Deutschen Fundraising-Verband. Im Gegensatz zu vielen deutschen Organisationen, die nach Ansicht der Essener Onlinespenden-Expertin im Netz eher "suboptimal aufgestellt" seien. Zwar entdeckten auch große kirchliche Hilfswerke wie Caritas oder Diakonie zunehmend das Internet für Spendenaufrufe. "Eine gut gemachte Homepage reicht aber nicht, sie müssen auch Facebook, YouTube oder Twitter stärker in den Blick nehmen", rät die 50-jährige Fundraiserin.

"Das Internet ist ein sehr schnelles Medium und das kommt besonders unserer Katastrophenhilfe zu Gute", erklärt Daniel Harbig, der für das Online-Marketing von "Save the children" in Deutschland zuständig ist. Rund 1.000 Onlinespenden hat die Organisation in den vergangenen drei Wochen erhalten - im Vergleich zu 300 Spenden per Überweisungsträger.

"Die Spender heute wollen wissen, was genau mit ihrem Geld geschieht", sagt Daniela Felser. Dies könne im Netz sehr gut mit Texten, Bildern, Videos und Blogs dokumentiert werden. Zudem, sagt Felser, binden sich gerade jüngere Spender nicht mehr an ein Hilfswerk, sondern unterstützen mit ihrem Geld eher konkrete, kleine Projekte verschiedener Organisationen.

Auf diesen Trend haben mittlerweile auch Internetportale wie "betterplace" oder "helpedia" reagiert. Die beiden Berliner Organisationen bieten Privatpersonen, Hilfswerken und Unternehmen eine Plattform, um für soziale Projekte zu werben. Über 2.200 Projekte aus 116 Ländern stehen zur Zeit auf betterplace.org. Sie reichen von der Unterstützung eines medizinischen Notfallteams in Japan über den Bau eines Kinos im Westjordanland bis zum Aufbau eines deutschen Kinderhospiz.

"Wir bieten nur die Infrastruktur, kein Spendensiegel"

Geprüft werden die einzelnen Hilfswerke und ihre Projekte bei "betterplace" nicht. "Wir setzen dabei auf den mündigen Spender", sagt Sprecher Moritz Eckert. Beim Portal "helpedia" müssen die Organisationen, für die Spenden gesammelt werden, ihre Gemeinnützigkeit nachweisen.

Für Fundraiserin Alexa Gröner ist das Spenden über solche Plattformen "eine zweischneidige Sache". Niemand garantiere dem Spender, dass das Projekt tatsächlich stattfinde. "Manche Plattformen überweisen das Geld dann zurück, aber das ist nicht selbstverständlich."

Wenn ein Projekt nicht zustande komme, müssten die Organisation und der Spender "das miteinander aushandeln", sagt Moritz Eckert. "Wir bieten nur die Infrastruktur, kein Spendensiegel." Dennoch boomen Plattformen wie "betterplace". In den vergangenen Jahren habe sich das Spendenaufkommen auf rund vier Millionen Euro verdreifacht, sagt Eckert.

Aktiv Spenden

Aktiv Spenden - so lautet der Trend im Internet. Den nutzt auch die Heidelberger Studentin Anna Vikky für ihr 2009 gegründetes Hilfswerk "2aid.org". Als erste deutsche Organisation setzt sie zur Verwirklichung ihrer Projekte ganz auf soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter. Mit Spenden von rund 14.000 Euro finanzierte "2aid.org" bislang den Bau von sechs Brunnen in Uganda.

"Unsere rund 11.000 Fans stimmen im Netz darüber ab, mit welchen Projekten und wo wir uns engagieren sollen", erzählt Anna Vikky. Gemeinsam mit zwanzig ehrenamtlichen Helfern gestaltet die 24-jährige Studentin die Internetseite, informiert über die Projekte und zeigt Videos über die Fortschritte beim Brunnenbau - getreu dem Motto "Erlebe deine Hilfe".

epd