Islamkonferenz: Minister Friedrich weist Kritik zurück
Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) hat sein Vorgehen bei der Islamkonferenz verteidigt und einen Boykottaufruf aus den Reihen der SPD zurückgewiesen.

Bei der Konferenz müsse man "Probleme wirklich ansprechen und sie nicht politisch korrekt ausblenden", sagte der CSU-Politiker der "Süddeutschen Zeitung" (Donnerstag). Die türkischstämmige Islamkritikerin Necla Kelek nahm Friedrich unterdessen in Schutz und verlangte eine Fortsetzung der Islamkonferenz. Die Integrationsbeauftragte der SPD-Bundestagsfraktion, Aydan Özoguz, hatte die Muslime zuvor zum Boykott der Islamkonferenz aufgerufen. Friedrich, der die Konferenz am Dienstag erstmals geleitet hatte, sagte in dem Interview, wer den Dialog abbrechen wolle, leiste der Integration keinen guten Dienst.

Der neue Innenminister hatte bei der Sitzung am Dienstag seine Äußerung wiederholt, dass die vier Millionen Muslime in Deutschland Teil dieser Gesellschaft seien, der Islam aber nicht zu Deutschland gehöre. Das Land sei christlich-abendländisch geprägt. Neun der zehn muslimischen Einzelvertreter der Konferenz hatten Friedrichs Haltung scharf kritisiert. "Die kritische Stellungnahme der unabhängigen muslimischen Mitglieder der Deutschen Islamkonferenz zeigt mir, dass der Dialogprozess unbedingt fortgesetzt werden muss. Ich bin zum Dialog bereit", sagte Friedrich.

"Keine Sicherheitskonferenz"

Auch der Vorstoß des Ministers für eine Sicherheitspartnerschaft zwischen muslimischen Verbänden und Behörden war auf Kritik gestoßen. Dazu sagte Friedrich in dem Interview, die Islamkonferenz sei "keine Sicherheitskonferenz" und solle es auch nicht werden. Das "erste Ziel" der Islamkonferenz sei es "einen breiten Dialog zwischen Staat und Muslimen zu pflegen".

Unterstützung erhielt der Minister von der Sozialwissenschaftlerin und Islamkritikerin Kelek. "Die Islamkonferenz ist hilfreich und sehr wichtig für die Auseinandersetzung von Islam und Gesellschaft - und für die Debatte unter den Muslimen", sagte sie der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" (Donnerstagsausgabe). Die Debatte dürfe nicht abgebrochen werden.

Die Unterscheidung des Ministers zwischen dem Islam und den Muslimen bezeichnete Kelek als "legitim". "Die Muslime sind selbst herausgefordert, eine Antwort auf die Frage zu finden, ob und in welcher Weise der Islam mit europäischen Werten vereinbar ist. Das müssen sie klären, nicht der Innenminister", unterstrich die Soziologin. 

epd