Die tunesischen Behörden haben sich nach den Worten Berlusconis verpflichtet, die aus ihrem Land stammenden Migranten zurückzunehmen und die eigene Küste zu sichern, um das Auslaufen von Flüchtlingsbooten zu verhindern. Italien habe im Gegenzug unternehmerische Anreize gegeben, sagte der Ministerpräsident.
"Dazu gehört auch, dass wir Fischerboote erwerben, damit sie nicht mehr benutzt werden", sagte er mit Blick auf die Überfahrten Tausender Tunesier mit Fischerbooten auf die 120 Seemeilen vor ihrer Küste gelagerte Insel Lampedusa. "Wenn ich mich aus der Politik zurückziehe, werde ich also ein Unternehmen für Frischfisch aufziehen", sagte der Ministerpräsident unter dem Applaus der Bewohner.
Reinigungstrupps entsandt
Berlusconi kündigte überdies Investitionen in die Infrastruktur der Insel sowie eine massive Werbekampagne im Fernsehen für die touristischen Attraktionen von Lampedusa an. Zur Reinigung der Insel seien bereits 140 Angehörige des Militärs und der Bauaufsicht entsandt.
Um die wirtschaftlichen Folgen des Flüchtlingsnotstands aufzufangen, gewährt Rom den Bewohnern der Insel einen Nachlass bei Steuern und Sozialabgaben. Er selbst hege ein starkes Interesse an der Umsetzung der angekündigten Maßnahmen, da er selbst ein Haus auf Lampedusa erworben habe, betonte der Ministerpräsident bei seinem Kurzbesuch auf der Insel.
Für 2.000 Personen keine Nahrung
Bürgermeister Bernardino De Rubeis hatte zuvor erklärt, die Behörden von Lampedusa könnten die Bootsflüchtlinge auf der Insel nicht mehr ausreichend mit Nahrungsmitteln versorgen. Die Nahrung reiche nur für etwa 4.000 Menschen täglich aus. Insgesamt befänden sich jedoch rund 6.000 Afrikaner auf der Insel.
Der für Lampedusa zuständige Bischof von Agrigent will angesichts des Flüchtlingsnotstands die Osterfeiern, die üblicherweise in der Kathedrale der sizilianischen Metropole abgehalten werden, nach Lampedusa verlegen. "In dieser Situation brauchen die Menschen von Lampedusa unsere Nähe und unsere Zuneigung", erklärte Francesco Montenegro. In diesem Jahr strandeten bereits knapp 22.000 Bootsflüchtlinge auf der Insel mit 4.500 Einwohnern.