Bayerische Landeskirche wählt neues Oberhaupt
Die Wahl eines neuen Bischofs oder einer neuen Bischöfin bestimmt den Auftakt der Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern am Montag in München. Um die Nachfolge von Landesbischof Johannes Friedrich (62) bewerben sich eine Frau und zwei Männer.

Landesbischof Friedrich steht seit 1999 an der Spitze der rund 2,6 Millionen bayerischen Protestanten, seine Amtszeit endet am 31. Oktober. Den Kreis der Kandidaten für seine Nachfolge bilden der Bamberger Theologieprofessor Heinrich Bedford-Strohm (51), die Münchner Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler (57) und der Personalchef der Landeskirche, Oberkirchenrat Helmut Völkel (58).

In der evangelischen Kirche wird ein Bischof nicht ernannt oder berufen, sondern in einem demokratischen Vorgang von der Landessynode, dem Kirchenparlament, in geheimer Wahl bestimmt. Die Amtszeit des Bischofs in Bayern endet nach zwölf Jahren oder spätestens mit Vollendung des 65. Lebensjahres. Wahlberechtigt sind 105 der 108 Synodalen, die meisten von ihnen sind Laien. Die drei Jugenddelegierten haben kein Stimmrecht in der Synode. Die Wahl ist öffentlich und findet in der Münchner Matthäuskirche statt, der Predigtstätte des Bischofs.

Die Kandidaten im Kurzporträt

Heinrich Bedford-Strohm: Der Professor für Systematische Theologie und theologische Gegenwartsfragen an der Universität Bamberg versteht sich als Brückenbauer zwischen der säkularen und der kirchlichen Welt und mischt sich regelmäßig in den öffentlichen Diskurs ein. Auf EKD-Ebene ist er stellvertretender Vorsitzender der Kammer für soziale Ordnung. Der gebürtige Memminger, der kurz vor der Wahl 51 Jahre alt wurde, studierte evangelische Theologie in Erlangen, Heidelberg und im US-amerikanischen Berkeley. Von 1989 bis 1982 war er Assistent am Heidelberger Lehrstuhl von Wolfgang Huber, dem nachmaligen EKD-Ratsvorsitzenden. Nach der Habilitation war Bedford-Strohm einige Jahre Gemeindepfarrer in Coburg. In Bamberg gründete er 2008 die Dietrich-Bonhoeffer-Forschungsstelle für öffentliche Theologie.

Susanne Breit-Keßler: Die 57-jährige Regionalbischöfin für München und Oberbayern ist in ihrem Kirchenkreis für rund 600.000 Protestanten zuständig und übernimmt als Ständige Vertreterin des Landesbischofs regelmäßig bayernweite Termine. Breit-Keßler stammt aus Heidenheim und war nach ihrer theologischen Ausbildung Vikarin in München und Religionslehrerin in Tutzing. Sie war viele Jahre für Medienaufgaben im Bereich der Landeskirche und der EKD freigestellt: Sie schrieb für die "Süddeutsche Zeitung", das "Deutsche Allgemeine Sonntagsblatt" und sprach das "Wort zum Sonntag" in der ARD. Sie gehörte zum Team der bayerischen Rundfunkprediger und ist Kolumnistin des evangelischen Monatsmagazins "chrismon".

Helmut Völkel: Der 58-jährige Oberfranke zählt zu den Strategen der Landeskirche. Als Personalchef ist er seit 2009 für rund 2.500 Pfarrer sowie 660 Diakone zuständig und hat damit eines der wichtigsten Ämter im Landeskirchenamt inne. Völkel, 1952 in Marktredwitz geboren, studierte Theologie in Neuendettelsau, München und Erlangen. Bis zu seiner Ernennung als Studentenpfarrer an den Fachhochschulen in München 1983 war er als Stadtjugendpfarrer und Studentenseelsorger in Passau tätig. 1989 wechselte er als Referent in die Personalabteilung des Landeskirchenamtes. Von 1998 bis 2002 war Völkel Dekan in Landshut. Im Oktober 2002 wurde der konservative Lutheraner zum Regionalbischof für den Kirchenkreis Ansbach-Würzburg berufen.

Zunächst Zweidrittelmehrheit erforderlich

Für den ersten und zweiten Wahlgang wird laut Bischofsgesetz eine Mehrheit von zwei Dritteln der Stimmen aller Synodaler nötig. In einer möglichen dritten, vierten und fünften Runde ist nur noch die absolute Stimmenmehrheit erforderlich. Im sechsten Wahlgang fällt dann die Entscheidung zwischen den beiden Bewerbern mit der höchsten Stimmenzahl. Wenn auch dabei eine Entscheidung fällt, etwa durch viele Enthaltungen, muss der "Wahlvorbereitungsausschuss" einen ganz neuen Wahlvorschlag machen. Näheres zum Wahlverfahren und den Kandidaten findet sich auch auf der Internetseite der Landeskirche.

Der Bischof bleibt ein Pfarrer - allerdings in exponierter Stellung. Als "geistlicher Leiter" der Kirche habe er dafür zu sorgen, dass das Wort Gottes "schrift- und bekenntnismäßig" verkündet wird, so die Bestimmung. Ein evangelischer Bischof soll nicht durch Machtmittel und Zwang, sondern in erster Linie durch das Wort wirken. Der Landesbischof ist ein "kirchenleitendes Organ" und bestimmt mit den anderen kirchlichen Führungsgremien wie Landeskirchenrat und Landessynode den Kurs der Kirche in Bayern. Er vertritt die Kirche nach außen, unterzeichnet Gesetze und Urkunden und kann sich mit Erklärungen direkt an die 1.530 bayerischen Gemeinden wenden.

Das Amt des bayerischen Bischofs ist verhältnismäßig jung: Bis zum Ende der Monarchie 1918 lag das Summepiskopat, die "Oberste Bischöflichkeit" und damit auch das Kirchenregiment über die Protestanten, bei den katholischen bayerischen Königen. Das Bischofsamt gibt es nicht in allen 22 evangelischen Landeskirchen in Deutschland: In einigen Kirchen werden die Aufgaben des Bischofs von einem Kirchenpräsidenten,  einem Präses oder wie in Bremen von einem sogenannten Schriftführer wahrgenommen.

epd