Ralf Meister als hannoverscher Bischof eingeführt
Ralf Meister ist am Samstag in einem feierlichen Gottesdienst in sein neues Amt als hannoverscher Landesbischof eingeführt worden. Rund 1.500 Gäste versammelten sich dazu in und um Hannovers Marktkirche. Zugleich wurden seine Vorgängerin Margot Käßmann und der stellvertretende Bischof Hans-Hermann Jantzen verabschiedet.
26.03.2011
Von Michael Grau und Ulrike Millhahn

In seiner Predigt erinnerte der ehemalige Berliner Generalsuperintendent Meister an die Opfer des Erdbebens in Japan. Zum Gedenken an sie war der Altar mit rosafarbenen Kirschblütenzweigen geschmückt. Vor dem Gottesdienst, der vom NDR-Fernsehen live übertragen wurde, zog der neue Bischof begleitet von rund 70 Mitwirkenden aus dem In- und Ausland in die gotische Backsteinkirche ein. Der Leitende Bischof der deutschen Lutheraner, Johannes Friedrich aus München, überreichte dem 49-jährigen gebürtigen Hamburger das Bischofskreuz, das bereits fünf Bischöfe vor ihm trugen.

Bayerns Landesbischof Johannes Friedrich überreicht Ralf Meister das Bischofskreuz. Links: Bischof a.D. Wolfgang Huber. Foto: dpa / Peter Steffen

Friedrich sicherte Meister die Solidarität der anderen lutherischen Bischöfe zu: "Unser Amt ist ein sehr schönes, und doch ist man manchmal in der Gefahr, sich allein zu fühlen." Acht Assistenten legten dem neuen Bischof die Hand auf und sprachen ihm ein Segenswort zu. Zu ihnen zählten neben dem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, und seinen Vorgängern Margot Käßmann und Wolfgang Huber auch die zehnjährige Göttinger Kinderbischöfin Celina Lehmann.

Meister verharrte danach noch etwa zwei Minuten unter dem Gesang des Chores kniend vor dem Altar. Er kann laut Kirchenverfassung längstens bis zur Vollendung seines 70. Lebensjahres Bischof der größten evangelischen Kirche in Deutschland mit knapp drei Millionen Mitgliedern bleiben.

Predigt: Für den Dialog der Religionen

Mit Spannung lauschten die Zuhörer der ersten Predigt des neuen Bischofs. Mit Blick auf Japan warnte er vor der "trügerischen Gewissheit", Kernkraftwerke seien absolut sicher. Zugleich sprach er sich für den Dialog mit den Religionen aus. Niedersachsen sei in den vergangenen 50 Jahren "ein wunderbares Beispiel für jüdisch-christliche Ökumene" gewesen: "Sorgen wir dafür, dass es auch in der Begegnung mit dem Islam zu einem solchen Beispiel wird."

Ein Lächeln und ein zaghaftes Mitswingen entlockte ihm anschließend die A-cappella-Gruppe "Maybebop" aus Hannover, die das berühmte Air von Johann Sebastian Bach intonierte und allmählich in Jazz übergehen ließ. Weil nicht alle Gäste in der Marktkirche Platz fanden, wurde der Gottesdienst auf 22 Monitore in ein Zelt auf dem Marktplatz übertragen.

Meister bekannt als "Wort zum Sonntag"-Sprecher

Ralf Meister war in den zurückliegenden drei Jahren Generalsuperintendent des evangelischen Sprengels Berlin mit 720.000 Gemeindemitgliedern in 14 Kirchenkreisen. Bundesweit bekannt wurde er als Sprecher des "Wortes zum Sonntag" in der ARD. Mit der Bischofswahl im November 2010 beendete er seine samstäglichen Fernsehauftritte.

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Der gebürtige Hamburger studierte Theologie und Judaistik an den Universitäten Hamburg und Jerusalem. Danach war er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Hamburg und Vikar in Lauenburg an der Elbe. 1992 ordinierte ihn die nordelbische Kirche zum Pastor. Im gleichen Jahr wurde er Geschäftsführer der Universitäts-Arbeitsstelle "Kirche für die Stadt". 1996 wechselte er in die Redaktion Kiel des Evangelischen Rundfunkreferates der Norddeutschen Kirchen.

2001 übernahm Meister das Amt des Propstes in Lübeck, im Mai 2008 wurde er Generalsuperintendent in Berlin. Der neue Bischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers ist verheiratet und Vater von drei Kindern.

Zu Käßmann: Es gibt ein Leben nach dem Bischofsamt

Bei der Verabschiedung Käßmanns sagte der leitende lutherische Bischof Friedrich, sie habe mehr als zehn Jahre als Bischöfin die Menschen begeistert und ihnen Mut zum Gottvertrauen gemacht: "Du hast die Fröhlichkeit des Evangeliums ausgestrahlt." Seit ihrem Rücktritt vor mehr als einem Jahr habe Käßmann deutlich gezeigt, dass es auch ein Leben nach dem Bischofsamt gebe.

Amtsvorgängerin Margot Käßmann und der bisherige stellvertretende Landesbischof Hans-Hermann Jantzen gratulieren Ralf  Meister. Foto: epd-Bild/Jens Schulze

Käßmann hatte im Februar 2010 nach einer Autofahrt unter Alkoholeinfluss ihre Ämter als Landesbischöfin und EKD-Ratsvorsitzende niedergelegt. Die 52-jährige promovierte Theologin übernahm im Januar 2011 eine Gastprofessur an der Ruhr-Universität Bochum.

Nach Käßmanns Rücktritt hatte Hans-Hermann Jantzen die Landeskirche kommissarisch geleitet. Er wurde mit 65 Jahren in den Ruhestand verabschiedet.

Zeitweilig drohte sich der Beginn des Gottesdienstes zu verzögern, weil drei Sprengstoffhunde vor Spendenboxen für die Erdbebenopfer in Japan angeschlagen hatten. Spezialisten des Landeskriminalamtes gaben jedoch Entwarnung.

epd