Kirchen zu Libyen: keine eindeutige Bewertung
Mit der Bewertung der Luftangriffe auf Libyen machen es sich die obersten Vertreter der beiden großen Kirchen in Deutschland nicht leicht. Für die evangelische Kirche äußerte der Ratsvorsitzende Schneider, Krieg sei eigentlich nicht zu rechtfertigen. Für die katholische Kirche sagte Erzbischof Zollitsch, ein Militäreinsatz zum Schutz der Zivilbevölkerung sei vertretbar.

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, sagte dem "Hamburger Abendblatt" (Samstagsausgabe): "Ich kann die Gründe derer nachvollziehen, die sich für das militärische Eingreifen entschieden haben." Die Bedenken gegen dieses militärische Engagement sollten aber nicht gering geachtet werden.

Bereits einige Tage zuvor hatte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, im RBB-Fernsehen von einer "ganz schwierigen Entscheidung" gesprochen. Krieg solle nach Gottes Willen nicht sein. "Alles, was wir gegen diesen Satz tun, müssen wir in besonderer Weise begründen und ist eigentlich nicht zu rechtfertigen", sagte der rheinische Präses in der am Dienstagabend ausgestrahlten Sendung "Thadeusz". Doch könne auch das Unterlassen militärischen Eingreifens zur Sünde werden.

Der Freiburger Erzbischof Zollitsch sagte im "Abendblatt", wenn die Truppen des Diktators Muammar al-Gaddafi tatsächlich kurz davor standen, im Osten Libyens ein Blutbad anzurichten, "ist ein Militäreinsatz auf der Grundlage eines Mandats zum Schutz der Zivilbevölkerung grundsätzlich vertretbar". Zugleich warnte er jedoch vor einer "langanhaltenden Verstrickung mit unkalkulierbaren Folgen" für die westlichen Staaten.

Ob "mit mehr diplomatischer Klarheit und Stringenz" das Schlimmste hätte verhindert werden können, sei im Nachhinein wohl nicht abschließend festzustellen, sagte Zollitsch. Er wolle sich vor Besserwisserei hüten.

Obama: Hoffnungen des Volkes verwirklichen

US-Präsident Barack Obama sieht "wichtige Fortschritte" der internationalen Militäraktion gegen das Regime von Machthaber Muammar al-Gaddafi in Libyen. "Gaddafi hat das Vertrauen seines Volkes sowie die Rechtmäßigkeit zur Herrschaft verloren", sagte Obama in seiner wöchentlichen Rundfunkrede am Samstag. Er fügte hinzu: "Die Hoffnungen des libyschen Volkes müssen verwirklicht werden."

Der libysche Gewaltherrscher müsse zur Verantwortung gezogen werden. "Diejenigen, die für Gewalt verantwortlich sind, müssen haftbar gemacht werden", verlangte Obama in der Rundfunkansprache. Zugleich rief er Gaddafi auf, Angriffe auf Zivilisten zu stoppen. Er müsse seine Truppen von belagerten Städten zurückziehen und humanitäre Hilfe zulassen.

Am Montag (Ortszeit) will Obama an der Militäruniversität in Washington eine Rede zu Libyen halten. Es gelte, die Amerikaner über die Lage in dem Unruheland und das militärische Eingreifen zum Schutz der Bevölkerung zu informieren, kündigte das Weiße Haus an. Die Rede ist für 01.30 Uhr Dienstag MEZ geplant.

Obama war kritisiert worden, er habe Parlament und Öffentlichkeit in den USA nicht genügend über den Libyen-Einsatz informiert. Unter anderem habe er die konkreten Ziele nicht deutlich gemacht, monierten Kritiker.

epd/dpa