Herr Pflaume, wie sehen Ihre Präventionsveranstaltungen aus?
Kai Pflaume: Wir erstellen zum Beispiel Suchtprofile: Man guckt, was die Schüler über das normale Maß hinaus nutzen, wovon sie nicht lassen können. Erschreckend oft kommt da schon das Thema Alkohol ins Spiel. Außerdem können die Mädchen und Jungen den ehemaligen Süchtigen Fragen stellen. Spannend wird es immer, wenn die Jugendlichen erfahren wollen, wie die Ex-Abhängigen ihre Sucht finanziert haben. Da wird es sehr still, wenn die Betroffenen erzählen, dass sie dazu 200, 300, 400 Euro am Tag benötigt haben.
Was ist Ihre Aufgabe?
Pflaume: Ich bin in unregelmäßigen Abständen bei Schulveranstaltungen dabei. Natürlich versuchen wir darüber auch die Presse und die Öffentlichkeit für unsere Arbeit zu interessieren. Und ich bin auch gefordert, Spenden zu sammeln, denn die Stiftung ist ja rein spendenfinanziert.
Wie sind Sie dazu gekommen?
Pflaume: Eigentlich über einen Zufall. Wir hatten jemanden gesucht, der auf unsere Hunde aufpasst und sind auf eine junge Frau gestoßen. Später hat sie erzählt, dass sie eine harte Drogenkarriere hinter sich hat. Dann lernte ich Tanja Henlein kennen, die im Grunde verantwortlich dafür war, dass die junge Frau den Weg aus der Drogenszene gefunden hat. Tanja Henlein ist heute der Stiftungsvorstand. Damals gab es ein kleines Projekt in München zur Drogenprävention. Mit meinem Engagement haben wir das auf eine breitere Basis gestellt. So ist später die Stiftung entstanden.
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War das ein persönliches Interesse?
Pflaume: Ja. Ich bin auch Vater, und meine Söhne kommen jetzt langsam in das Alter, wo Suchtprävention ein Thema wird. Ich denke aber, dass es allgemein sehr wichtig ist, sich im Kampf gegen Drogen zu engagieren. Betroffen sind sehr viele Menschen, völlig unabhängig von ihrer sozialen Schicht.
Was bringt Ihnen Ihr Engagement?
Pflaume: Es bringt mir insofern etwas, als dass ich immer wieder auch von den Schülern selber höre, für welche Dinge sie empfänglich sind. Mir ist wichtig, dran zu bleiben und zu wissen, was diese Altersgruppe bewegt. Und ich will als Vater Gesprächspartner für meine Kinder bleiben. Sie sollen wissen, dass ich bei den verschiedenen Themen auch mitreden kann.
Haben Prominente eine Vorbildfunktion in Sachen Engagement?
Pflaume: Ich bin mir absolut sicher, dass Prominente eine Vorbildfunktion haben. In der Regel haben sie viele Fans und die orientieren sich auch daran, was man sagt und tut. Deshalb habe ich die Chance, bestimmte Dinge zu vermitteln. Es gibt sicher Menschen, die sich an meiner freiwilligen Arbeit orientieren.
Wie würden Sie Unentschlossene überzeugen, sich zu engagieren?
Pflaume: Ganz ehrlich gesagt: Ich würde nicht versuchen, jemanden zu überzeugen. Das ist etwas, das aus sich heraus kommen muss. Natürlich kann ich Interesse wecken. Aber ob das dann andere motiviert, ist offen. Jeder muss das für sich entscheiden.
Wie schwer ist es, Spender zu gewinnen?
Pflaume: Wir gehören mittlerweile nicht mehr zu den ganz kleinen Stiftungen. Es ist jedes Jahr eine neue Aufgabe, aber es funktioniert ganz gut. Doch genug Spenden kann man nie haben! Je mehr Unterstützer wir haben, desto mehr Schulen können wir besuchen.
Wie wichtig ist ehrenamtliche Arbeit für die Gesellschaft?
Pflaume: Ehrenamt ist wahnsinnig wichtig. Wenn es das Ehrenamt nicht gäbe, wäre unsere Gesellschaft nicht lebensfähig, weil nicht alle Bereiche von staatlicher Seite abgedeckt werden können. Alle Ehrenamtler haben meinen größten Respekt. Das ist eine Arbeit, die man aus Überzeugung tut - und das finde ich toll.
Näheres zur Stiftung SehnSucht finden Sie hier.