Ihr Leben zu erfinden, hätte sich kein Drehbuchautor getraut: Erst ein Kinderstar, dann eine geradezu überirdisch schöne junge Frau, die sofort zum Star wird und es mehr als 50 Filme lang bleibt. Eine Frau, die acht Männer verschleißt und nichts auslässt, Drogenprobleme und Skandale hat, dennoch von der britischen Königin geadelt und zur Kämpferin gegen Aids wird: Elizabeth Taylor war eine der letzten großen Diven Hollywoods. Nun ist sie tot.
"Ihr Vermächtnis wird nie vergehen, ihr Geist wird immer bei uns sein und ihre Liebe wird für immer in unseren Herzen leben", erklärte Michael Wilding, nachdem seine Mutter am Mittwochmorgen in einem Krankenhaus in Los Angeles gestorben war. 79 Jahre wurde "die Taylor" alt - jede Sekunde ihres Lebens hat sie genutzt, nicht immer zu ihrem Guten. Nachdem sie Starrummel, Niederlagen, Scheidungen, Alkohol und Fettleibigkeit überlebt hatte, versagte zum Schluss ihr Herz.
Karrierestart mit "Lassie"
Geboren wurde Elizabeth Rosemond Taylor in London. Kaum konnte sie laufen, bekam sie Ballettschuhe und tanzte schon als Dreijährige mit ihrer Klasse vor der britischen Königsfamilie. Doch der Zweite Weltkrieg beendete die Londoner Kindheit, ihre Eltern gingen nach Los Angeles zurück, wo die ehrgeizige Mutter für die Kleine eine Rolle in einem "Lassie"-Film erkämpfte.
Doch der Weg zum Ruhm hatte Hürden. Ihre Augen seien "zu alt", befand das Universal Studio und setzte durch, dass sie von der Liste der aussichtsreichen Stars gestrichen und entlassen wurde. Konkurrent Metro-Goldwyn-Mayer bot zwar einen später höchst lukrativen Vertrag, fand das Mädchen aber zu klein. Es musste ins Streckbett, bis es sich Dauerschäden am Rücken holte. "Wenn du früh im Showbusiness startest, hast du eigentlich keine gute Kindheit", sagte sie.
Nur wenige Jahre und einige Filme später galt Liz Taylor mit ihren faszinierenden Augen und ihrer erotisch-prickelnden Präsenz als schönste Frau der Welt. Ihr späterer Doppel-Ehemann Richard Burton nannte sie allerdings in aller Öffentlichkeit auch "fette Wachtel" - und konnte das nur mühsam mit der Bemerkung relativieren, er liebe "jedes Pfund an ihr".
Durchbruch mit 24 Jahren
Mit "Giganten" (1956), James Deans letztem Film, gelang der erst 24 Jahre alten Schauspielerin der große Durchbruch. Wie Perlen an einer Schnur folgten Jahr auf Jahr die großen Klassiker: "Das Land des Regenbaums" (1957), "Die Katze auf dem heißen Blechdach" (1958) und "Plötzlich im letzten Sommer" (1959). "Cleopatra" (1963) schließlich wird ein Doppel-Coup: Als erste Schauspielerin überhaupt bekam Taylor eine Gage von einer Million Dollar. Zudem lernte sie ihren Ehemann Nummer 5 und 6 kennen - Richard Burton.
Es ist eine hochexplosive Beziehung: Die beiden heiraten 1964 und bleiben in einer publikumswirksam aufbereiteten Hassliebe zunächst zehn Jahre zusammen. Dann kommt die Scheidung, ein Jahr der Trennung und dann doch wieder eine Heirat, bis die Beziehung 1976 endgültig zerbricht. "Noch heute trage ich seinen Ring. Er war meine ganz große Liebe", sagt die Diva. Wie sie sich gegenseitig quälen konnten, hatten die beiden aber schon 1966 in "Wer hat Angst vor Virginia Woolf" gezeigt. Für diesen vielleicht besten aller ihrer Filme erhielt Taylor ihren zweiten Oscar. Den ersten hatte sie sechs Jahre zuvor für ihre Rolle als Edelprostituierte in "Telefon Butterfield 8" bekommen.
"Mir wurde alles geschenkt"
In den siebziger und achtziger Jahren war sie weniger zu sehen. Bei dem Erfolg "Fackeln im Sturm" war sie noch einmal dabei, als Bordellchefin. Doch Schlagzeilen machten vor allem ihre Starallüren, ihre Alkohol- und Gewichtsprobleme, ihre Ehen - und ihre Scheidungen. Nach einem kurzen Zwischenspiel mit Ehemann Nummer 7 lernt sie den 20 Jahre jüngeren Bauarbeiter Larry Fortensky kennen - bei einer Entziehungskur. Beide heirateten 1991, die Ehe hielt fünf Jahre. Gar kein schlechtes Ergebnis für sie, im Durchschnitt hielten ihre Ehen nur vier Jahre, drei davon sogar nur ein Jahr.
Seit dem Aidstod ihres Schauspielerkollegen Rock Hudson 1985 engagierte sich Taylor für das in den USA lange Zeit heikle Thema Aids und gründete zwei Stiftungen. "Wenn Geld nicht dazu da ist, die Welt besser zu machen - wozu sonst?" Doch zuletzt wurden bei der vor elf Jahren von ihrer Namensvetterin Elizabeth II. geadelten "Dame Elizabeth" die Gesundheitsprobleme immer größer. Mit dem Kurznachrichtendienst Twitter hielt sie ihre Fans auf dem Laufenden, doch auch da wurde es ruhiger. Als sie jetzt friedlich starb, waren ihre vier Kinder bei ihr. Ein Leben wie ein Film: "Mir wurde alles geschenkt - gutes Aussehen, Ruhm, Reichtum, Ehre, Liebe. Ich musste nur um wenige Dinge wirklich kämpfen."