Stichwahl um Präsidentschaft in Haiti weitgehend friedlich
Weitgehend friedlich und ruhig sind die Präsidenten- und Parlamentswahlen in Haiti verlaufen. Jetzt läuft die Auszählung der Stimmen, und die warten Haitianer ab, wer künftig das Krisenland regieren wird.

Die Stichwahl um die Präsidentschaft in Haiti ist nach Einschätzung der Vereinten Nationen weitgehend friedlich verlaufen. Im Vergleich zur ersten Wahlrunde im November, bei der es zu schweren Ausschreitungen kam, sei die Stichwahl am Sonntag (Ortszeit) relativ problemlos abgelaufen, sagte der Chef der UN-Friedensmission, Edmond Mulet, in der Hauptstadt Port-au-Prince. Auch diesmal kam es jedoch zu Gewalt und Pannen. Die Wahlbeteiligung schätzten die UN als unerwartet hoch ein.

Nachdem mehrere Dutzend Wahllokale wegen fehlenden Materials bis zu drei Stunden zu spät geöffnet hatten, verlängerten die Behörden die Abstimmung um eine Stunde. Laut lokalen Medien starben zwei Menschen bei Auseinandersetzungen von Anhängern der beiden Kandidaten, der Politologin Mirlande Manigat und dem Popsänger Michel Martelly. Ein vorläufiges Ergebnis kündigten die Behörden für den 31. März an, das Endergebnis für den 16. April. Beide Kandidaten äußerten sich zuversichtlich, die Wahl gewonnen zu haben. Den zukünftigen Staatschef erwartet die Aufgabe, den bisher schleppenden Wiederaufbau Haitis nach dem Erdbeben vom Januar 2010 voranzutreiben.

Populärer Musiker angeschossen

Überschattet wurde die Stichwahl zudem von einem bewaffneten Angriff auf Haitis populären Rapper Wyclef Jean. Laut seinem Manager wurde auf Jean am Vorabend der Wahl geschossen, wobei er leicht verletzt wurde. Haitis Polizei bezweifelte diese Darstellung allerdings. Der weltweit bekannte ehemalige Sänger der Hiphop-Gruppe Fugees unterstützt den Kandidaten Martelly. Jean wollte ursprünglich selbst für die Präsidentschaft kandidieren, wurde aber von der Wahlbehörde nicht zugelassen.

Öffentlich nicht in Erscheinung trat der umstrittene frühere Präsident Jean-Bertrand Aristide. Er war zwei Tage vor der Wahl aus seinem Exil in Südafrika nach Haiti zurückgekehrt. Der 2004 gewaltsam gestürzte Präsident verfügt noch über viele Anhänger in den Armenvierteln. Bereits im Januar war der frühere Diktator Jean-Claude Duvalier nach 25 Jahren Exil aus Frankreich zurückgekehrt.

Die laut Wahlbehörde 4,7 Millionen Wahlberechtigten stimmten außer über den Präsidenten auch über die Besetzung von sieben Senatssitzen und 79 Sitzen des Abgeordnetenhauses ab. Auch dabei hatte in der ersten Wahlrunde kein Kandidat die absolute Mehrheit erreicht.

epd