TV-Tipp des Tages: "Bauernopfer" (ARD)
Tobias Moretti als Zeuge einer Verschwörung: "Bauernopfer" ist ein spannender Öko-Thriller über das schwierige Thema Nanotechnologie in der Viehzucht.
18.03.2011
Von Tilmann P. Gangloff

"Bauernopfer", 23. März, 20.15 Uhr im Ersten

Ein ebenso schlichter wie in seiner Verkürztheit überaus treffender Titel: weil Landwirt Gruber als "Bauernopfer" seinen Kopf für ein Verbrechen hinhalten muss, an dem er völlig unschuldig ist. Er hat nicht die leiseste Ahnung, warum ausgerechnet er zur Hauptfigur eines Komplotts wird, das die Nahrungsmittelproduktion revolutionieren soll.

"Bauer sucht Sau"

Tobias Moretti, der viele wunderbare Szenen hat, ist die perfekte Besetzung für diesen ewig schlecht gelaunten alleinerziehenden Landwirt, dem die Frau davon gelaufen ist. Als auch ihm auch noch das SchweinLotte wegrennt, wird er endgültig zur Witzfigur: "Bauer sucht Sau". Da ahnt noch niemand, dass Lotte am Ende entscheidenden Anteil an der Aufdeckung einer Verschwörung hat, deren Hintermänner unter anderem im Ernährungsministerium sitzen. Der jüngste Dioxin-Skandal unterstreicht die Brisanz dieses Films, mit dem sich die Auftraggeber an ein ebenso komplexes wie aktuelles Thema wagen: Es geht um Nanotechnologie bei Lebensmitteln. Würde das Nutzvieh damit gefüttert, könnte man die Teilchen wie U-Boote steuern und gezielt einsetzen, um Gewichtszuwachs zu fördern oder Krankheiten zu bekämpfen.

Die Technologie ist jedoch umstritten; befürchtet werden unter anderem Erbgutschädigungen. All das aber ist Theorie. Die Praxis ist Thriller: Als Tierarzt Kroetz (Tilo Prückner) ausgerechnet auf dem Hof von Biobauer Gruber kontaminierte Tiere entdeckt, versteht der Landwirt die Welt nicht mehr. Doch das ist nur der Anfang einer tödlichen Spirale: Kurz drauf wird Kroetz getötet. Gruber steht nun unter Mordverdacht, kann aber mit den Aufzeichnungen des Toten fliehen und findet Hilfe bei Biochemikerin Silvie (Bernadette Heerwagen), die für einen österreichischen Futtermittelhersteller arbeitet. Als sie die Tragweite der Notizen durchschaut, schwebt sie ebenfalls in Lebensgefahr.

Mit großem Geschick verpackt das Drehbuch (Uli Brée, Rupert Henning) die Wissenschaft in eine Geschichte, die sich immer weiter zuspitzt. Dass die Autoren die Handlung schließlich nach Kroatien verlagern, wo Gruber und Silvie wundersam wieder aufeinander treffen, hat allerdings vor allem romantische Gründe, weil er ihr so das Leben retten kann. Aber das Finale im Hauptquartier der Gangster inszeniert Regisseur Wolfgang Murnberger ziemlich packend. Seltsam ist nur das Dialektgemisch. "Bauernopfer" ist eine von der Wiener DOR Film hergestellte Koproduktion zwischen ORF und SWR. Das erklärt, warum der Film zwar in Oberschwaben spielt, aber die wichtigsten Figuren österreichisch sprechen. Oder bayerisch, auch wenn das überhaupt nicht passt.


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und verschiedene Tageszeitungen mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).