TV-Tipp des Tages: "Mord in bester Familie" (ZDF)
Als Katrin nachts in die Tiefe gestoßen wird und nur durch Glück überlebt, fällt der Verdacht auf ihren Ex-Liebhaber. Kurz drauf bekommt er das beste Alibi, das man nur haben kann: Er wird selbst ermordet.
18.03.2011
Von Tilmann P. Gangloff

"Mord in bester Familie", 21. März, 20.15 Uhr im ZDF

"Mord in bester Familie": Das klingt eher nach Überschrift oder Inhaltsangabe. Tatsächlich wirkt die Handlung des Films wie die Umsetzung einer Vorgabe: Wie lassen sich die Genres Krimi und Tragödie miteinander verknüpfen? Antwort: indem ein Familienvater soweit getrieben wird, dass er ein nicht wiedergutzumachendes Verbrechen begeht.

Die Handlung (Drehbuch: Peter Petersen und Regisseur Johannes Grieser) beginnt mit einem bewährten Versatzstück vieler Melodramen: Ein Familienmitglied kommt heim und setzt damit Mechanismen in Gang, die schließlich zur Auflösung der konservativen Strukturen führen. Eine alte Schuld kommt an den Tag, alte Schulden werden beglichen: Man kennt das aus vielen Filmen dieser Art. Zum Krimi wird so eine Geschichte, wenn Schuldige und Schuldner die Rollen tauschen.

Nach Katrins Rückkehr brechen die alten Wunden auf

Die Rolle der Heimkehrerin spielt hier eine Frau Mitte vierzig, die vor 18 Jahre vor ihrer Familie nach Amerika geflohen ist. Damals war Katrin (Katharina Böhm), Tochter des ostbayerischen Sägewerksbesitzers Lorenz (Otto Mellies), mit Christian Bergmann (Thomas Sarbacher) liiert. Doch der begann ein Verhältnis mit ihrer Schwester Manuela (Maja Maranow), machte ihr ein Kind und heiratete sie. Damit zerplatzte der Traum des alten Lorenz, der immer gehofft hatte, die Töchter würden sein Lebenswerk gemeinsam fortführen. Zudem war das junge Glück nicht von Dauer: Jahre später jagte Lorenz seinen Schwiegersohn davon, weil der angeblich eine halbe Million unterschlagen hatte. Durch Katrins Rückkehr brechen all die alten Wunden auf; auch Bergmann treibt sich wieder im Dorf rum. Als sie nachts in der Nähe der familiären Jagdhütte in die Tiefe gestoßen wird und nur durch Glück überlebt, fällt der Verdacht prompt auf ihren Ex-Liebhaber. Kurz drauf bekommt er das beste Alibi, das man nur haben kann: Er wird selbst ermordet.

Die Krimi-Elemente sind zwar ganz entscheidend für die Spannung, die vor allem durch Musik und Kameraführung (Volker Tittel) entsteht; aber im Vordergrund stehen sie trotzdem nicht. "Mord in bester Familie" ist in erster Linie ein über weite Strecken mit Bedacht erzähltes Melodram, das vom Kontrast zwischen den beiden Schwestern lebt. Auch das ist ein beliebtes Versatzstück: Weltoffenheit gegen Bodenständigkeit, Romantik gegen Pragmatismus, Flexibilität gegen Konservatismus. Prompt fürchten Manuela und ihr Verlobter Jens (Max Herbrechter), der Prokurist der Firma, Katrin wolle ihren Erbanteil, was den Ruin des Sägewerks bedeuten würde. Und über allem thront der todkranke Patriarch: Während die Hauptdarstellerinnen Maranow und Böhm die beiden Schwestern zwar überzeugend, aber nicht überragend verkörpern, versieht die Theaterlegende Otto Mellies den alten Lorenz mit viel verletzter Würde.

Trotzdem hat die besten Momente ein Schauspieler, der eigentlich nur eine Randfigur spielt. Kein Krimi ohne Kommissar, und aus dieser Rolle holt Martin Feifel viel mehr raus, als eigentlich drin steckt. Allerdings hat sich Feifel ein Requisit nicht genau genug angeschaut: Auf der Visitenkarte des Beamten wird Kommissar mit nur einem "M" geschrieben.


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und verschiedene Tageszeitungen mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).