Sarrazins "rassistische antimuslimische Ansichten" dürften nicht als "akzeptable Mainstreammeinungen verharmlost werden", heißt es in einem am Dienstag in Köln veröffentlichten Schreiben des Zentralrats an Akademiedirektor Friedemann Greiner und den Leiter des Politischen Clubs der Akademie, Hans Eichel (SPD).Der Club veranstaltet die Tagung. Der Brief ist unterzeichnet vom Zentralratsvorsitzenden Aiman A. Mazyek und dem Imam der Islamischen Gemeinde Penzberg, Benjamin Idriz.
Es bestehe die Gefahr, dass sich der anfänglich als Randphänomen verortete Rechtsextremismus durch solche "nicht ausreichend reflektierenden Veranstaltungen weiter in die Mitte des Bildungsbürgertums hineinschleicht", heißt es in dem Brief weiter. Die Akademie habe sich bisher immer um seriöse und ausgewogene Fragestellungen zum Thema Islam bemüht. Es sei aber unabdingbar, "Kritik und Missfallen unter Freunden äußern zu dürfen".
Tagungsmotto "Islam gehört zu Deutschland"
Akademiesprecher Axel Schwanebeck erklärte am Dienstag, die Frühjahrstagung des Politischen Clubs wolle die aktuelle Debatte um den Islam aufgreifen. Bei der Veranstaltung solle nicht über den Islam und die Muslime in Deutschland, "sondern mit ihnen geredet werden". Das Tagungsmotto lautet: "Der Islam gehört zu Deutschland - Schafft sich Deutschland dadurch ab?"
Mazyek und Idriz sind als Referenten bei der Tutzinger Tagung vorgesehen. Als weitere Referenten werden der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, der Autor Henryk M. Broder sowie der Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln, Heinz Buschkowsky (SPD), erwartet. Für Samstag ist ein Gespräch zwischen Sarrazin und dem Schriftsteller Johano Strasser unter der Fragestellung "Die Muslime: Bereichern sie Deutschland oder schaffen sie es ab?" vorgesehen.
Kritik auch von den Grünen
Greiner und Eichel hatten bereits im Februar Kritik der bayerischen Grünen an der Einladung Sarrazins zurückgewiesen. Eichel hatte erklärt, es sei genau die Aufgabe der Akademie, Debatten über aktuelle Themen zu führen. Nach massiver Kritik war im Februar eine kirchliche Diskussionsrunde mit dem Ex-Bundesbankvorstand Sarrazin in Halberstadt einen Tag vorher abgesagt worden.