Hintergrund: Cäsium, Kernschmelze, Super-GAU
Nach der Erdbeben- und Flutkatastrophe in Japan hat es im Atomkraftwerk Fukushima offenbar eine Kernschmelze gegeben. Radioaktives Cäsium ist bereits austreten. Wann wird aus dem Vorfall ein Super-GAU? Hier die Hintergründe.

Cäsium

Aus dem beschädigten Atomkraftwerk Fukushima ist bereits radioaktives Cäsium ausgetreten. Natürliches Cäsium 133 ist ein goldglänzendes, sehr weiches Metall und kommt in winzigen Spuren in den Gesteinen der Erdkruste vor. Sein radioaktiver Verwandter, das gefährliche Cäsium 137, entsteht bei der Kernspaltung. Bei der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 waren große Mengen davon entwichen. Es kann über die Abluft oder das Abwasser aus Atomanlagen gelangen und wird direkt oder über die Wurzeln von den grünen Teilen der Pflanzen aufgenommen. Über diesen Umweg kommt es auch in Milch, Fleisch und Fisch. Pilze waren nach der Katastrophe von Tschernobyl besonders belastet.

Hohe Konzentrationen können Muskelgewebe und Nieren des Menschen schädigen. Es verteilt sich gleichmäßig im Körper, so dass seine Strahlung den ganzen Organismus trifft. Cäsium 137 wird aber auch zur Strahlenbehandlung in der Krebstherapie, bei Materialprüfungen oder zum Betrieb von Atomuhren eingesetzt. Es zerfällt mit einer Halbwertszeit von 30 Jahren - das ist die Zeitspanne, die vergeht, bis die Hälfte der Radioaktivität abgebaut ist.

Kernschmelze

Nach ARD-Informationen vom Samstagmittag MEZ hat es in Fukushima eine Kernschmelze gegeben. Die japanische Regierung wollte dies zunächst nicht bestätigen. Bei einer Kernschmelze erhitzen sich die Brennstäbe so sehr, dass sie ihre feste Form verlieren. Im ummantelten Brennstab befindet sich der Stoff, der gespalten wird - also Uran oder Plutonium. Zur Kernschmelze kann es etwa kommen, wenn Kühl- und Sicherungssysteme gleichzeitig oder kurz nacheinander ausfallen.

Wenn das Kühlwasser absinkt, überhitzt der Reaktorkern, und die Brennstäbe werden beschädigt. Der Kern wird so heiß, dass die Schmelzmasse sich durch die Stahlwände des Reaktorbehälters frisst. Damit wird eine große Menge Radioaktivität in dem Schutzgebäude rundherum freigesetzt. Im Endstadium frisst sich der geschmolzene Kern durch die Wände des Reaktors, so dass radioaktive Stoffe nach Außen gelangen - wie bei dem bislang größten bekanntgewordenen Unfall in einem Atomkraftwerk 1986 in Tschernobyl. Mit einer Kernschmelze gehen häufig Dampf- und Wasserstoffexplosionen einher.

GAU und Super-GAU

Der größte anzunehmende Unfall (GAU) in einem Kernkraftwerk bezeichnet den schwersten, unter Einsatz aller Sicherheitssysteme noch beherrschbaren Störfall. Die Umwelt wird dabei nicht über die zulässigen Grenzwerte hinaus mit Strahlen belastet. Von einem Super-GAU spricht man hingegen, wenn ein Unfall nicht mehr beherrschbar ist, der Reaktorkern schmilzt oder der Druckbehälter birst.

dpa