Spott und Beifall bei Guttenberg-Demos - Vater: "Menschenjagd"
Vier Tage nach dem Rücktritt von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) haben in mehreren deutschen Städten Anhänger und Gegner des CSU-Politikers demonstriert. In seiner oberfränkischen Heimatgemeinde Guttenberg gingen am Samstag rund 2.000 Unterstützer auf die Straße, um dem 39-Jährigen ihre Solidarität zu zeigen.

Unter den Demonstranten war auch sein Vater, der Dirigent Enoch zu Guttenberg. Die Kritik an seinem Sohn in der Plagiatsaffäre bezeichnete der 64-Jährige als "Menschenjagd".

Am Brandenburger Tor in Berlin versammelten sich statt der erwarteten 1000 Fans hingegen nur ein paar Dutzend Spötter. Sie trugen Plakate mit Aufschriften wie "Gutti for Kaiser" oder "Jetzt oder nie: Monarchie". Einzelne echte Unterstützer des CSU-Politikers konnten sich gegen die lautstarke Spott-Demo nicht durchsetzen. Auf dem Hamburger Gänsemarkt standen laut Polizei rund 150 Fans eine Reihe von Gegendemonstranten gegenüber, die auf Plakaten unter anderem "Schluss mit den Doktorspielchen" forderten.

Kabarettisten und Comedians freuen sich über die Affäre

Zu den Sympathiekundgebungen in insgesamt acht Städten hatte die Facebook-Gruppe "Wir wollen Guttenberg zurück" aufgerufen. Die Initiatoren sprechen sich auf der Internet-Plattform Facebook trotz der Plagiatsaffäre für ein politisches Comeback des 39-Jährigen aus. Bis Samstagmorgen wurde der Link "Gefällt mir" dort 570.000 Mal angeklickt. Inwieweit es sich um echte "Unterstützer" handelt, ist offen.

Für die Comedians und Witzbolde im Land ist die Affäre ein wahrer Glücksfall. Atze Schröder beispielsweise macht sich dank der aktuellen Politikskandale keine Sorgen um Stoff für sein Programm. Guttenberg, Westerwelle und Berlusconi bescherten Komikern glückliche Zeiten, sagte Schröder dem Kölner "Sonntag-Express". "Mittlerweile muss ich in der ersten Viertelstunde meines Programms immer erklären, über wen ich aus Zeitgründen keine Witze mehr mache", erzählte er. "Jetzt musste ich sogar Lothar Matthäus aus aktuellen Gründen rausschmeißen."

Nummer eins fürs Kabarett sei für ihn derzeit "natürlich Herr von und zu Guttenberg, der allerdings selbst ein sehr guter Unterhaltungskünstler ist", sagte Schröder. "Ich bin mir sicher, dass wir ihn am Ende des Jahres bei der Verleihung des Deutschen Comedypreises wiedersehen werden." Vielleicht ist dann auch Volker Pispers dabei, dessen Stück über den Freiherrn derzeit online die Runde macht.

dpa/evangelisch.de