Die feierliche Aufnahme fand in der vergangenen Woche im Rahmen der ACK-Mitgliederversammlung in Berlin statt. Dabei stellte BFP-Vizepräses Werner Fraas in Vertretung des erkrankten Präses Roman Siewert die Anliegen des Bundes vor. In einem Gottesdienst im Berliner Dietrich-Bonhoeffer-Haus ging er auch auf die Unterschiede zwischen den Pfingstlern und den anderen christlichen Gemeinschaften ein. "Ich wünsche mir, dass wir voneinander das Gute lernen. Wir haben den Heiligen Geist nicht für uns gepachtet, sondern er weht, wo er will."
Fraas verglich das Christentum mit einem Whirlpool, in dem viele Düsen für die Bewegung des Wassers sorgen. "Manchmal schäumt das ein wenig, manchmal vielleicht beängstigend stark." Aber sobald man in das Wasser eintauche, entstehe ein Wohlgefühl. Eine solche "Düse" wolle der Bund freikirchlicher Pfingstgemeinden auch in der ACK sein. Seitens des Zusammenschlusses begrüßte neben anderen der ACK-Vorsitzende, der Braunschweiger Landesbischof Friedrich Weber (links neben Werner Fraas / Fotos: ACK, Fredy Henning) die Gastmitglieder.
Zur Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen gehören gegenwärtig 17 Kirchen und kirchliche Gemeinschaften, vier weitere haben Gaststatus. Neben den beiden großen Kirchen gehören auch Orthodoxe, Anglikaner, Methodisten, Alt-Katholiken, Mennoniten und weitere "Exoten" wie die koptisch-orthodoxe Kirche oder die Heilsarmee an. Sie repräsentieren die große Mehrheit der 50 Millionen Christen in Deutschland. Die Mitgliedskirchen informieren und unterstützen sich gegenseitig und vertreten ihre Interessen gemeinsam in der Öffentlichkeit. Bei Meinungsunterschieden zwischen den Mitgliedern versucht die Arbeitsgemeinschaft, deren Geschäftsstelle die "Ökumenische Centrale" in Frankfurt am Main ist, zu vermitteln.
Bedeutung der ACK unterschätzt
Die Bedeutung des 1948 gegründeten ACK, dem andernorts wie etwa in Großbritannien oder Holland ein Nationaler Kirchenrat entspricht, wird in Deutschland oft unterschätzt. In der öffentlichen Wahrnehmung dominieren die "Großen", die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die katholische Deutsche Bischofskonferenz, und praktizieren Ökumene oft zu zweit. Doch die ACK, die regional und lokal verankert ist, spielt nicht nur inhaltlich eine wichtige Rolle, sondern auch in anderen Bereichen. Im Arbeitsrecht etwa spielt es nicht selten eine entscheidende Rolle, ob eine Kirche beziehungsweise kirchliche Gemeinschaft ACK-Mitglied ist oder nicht.
Die Pfingstchristen, deren Bewegung vor rund 100 Jahren entstand, hatten lange Zeit ein distanziertes Verhältnis zur Ökumene. Es herrschte die Befürchtung, durch allzu große Offenheit gegenüber den christlichen Geschwistern die eigene Prägung aus den Augen zu verlieren. Am Rande der ACK-Mitgliederversammlung hatte evangelisch.de die Gelegenheit, mit BFP-Vizepräses Werner Fraas über dieses und weitere Themen zu sprechen. Aus dem Gaststatus der Pfingstler bei der ACK soll nach dem Wunsch des Stuttgarter Pfarrers in absehbarer Zeit eine Vollmitgliedschaft werden.
Herr Fraas, Sie haben anlässlich der Aufnahme der Pfingstgemeinden in die ACK von einem "besonderen Tag" gesprochen.
Fraas: Der Tag hat für mich persönlich eine wichtige Bedeutung, denn hier ist etwas zusammengekommen, was mir schon seit Jahren ein Anliegen war. Uns ist es wichtig, die Gemeinschaft mit den anderen Kirchen im Rahmen der Gastmitgliedschaft enger zu erleben.
Es gab durchaus auch Berührungsängste. Worin bestanden die?
Fraas: Das hat zu tun mit einer gewissen Sorge, dass die Grundüberzeugungen der Heiligen Schrift, die wir teilen, vielleicht von anderen Kirchen nicht so ernst genommen werden. Dann bestünde die Gefahr, dass auch wir selbst sie nicht mehr so ernst nehmen. Es gibt auch die Sorge vor einer Vereinheitlichung der Kirchen – wobei aber eine Einheitskirche ja gar nicht das Anliegen der ACK ist. Da gibt es Missverständnisse auch in unserem Bund.
Sie haben im feierlichen Aufnahmegottesdienst davon gesprochen, dass die Pfingstler in früherer Zeit "Schatten geworfen", das Trennende zu sehr in den Mittelpunkt gestellt hätten.
Fraas: Jede Kirche steht in der Gefahr zu glauben, dass sie das Besondere hat, das die anderen nicht haben. Insofern trauen wir es den anderen dann auch nicht zu, dass sie ein Stück Licht sind. Wenn ich sehe, wie unsere eigenen Mitglieder zum Teil über andere denken, sind das Schatten.
Was ist das Besondere der Pfingstgemeinden, was prägt sie?
Fraas: Eine sehr spontane Art, lebendige Gottesdienste, ein großes Engagement vieler Menschen. Es gibt bei uns nicht das Denken, dass nur der Pastor oder gewisse ordinierte Leute handeln können, sondern dass Menschen entsprechend ihrer Begabung handeln und auch ermutigt werden, ihre Gaben einzubringen. Geprägt sind wir auch von der Betonung, dass Gott durch seinen Geist vielfältiges Leben wirkt. Dass er Christus in uns lebendig macht, ist sicher etwas, was die andere Kirchen auch lehren. Aber wir denken, dass er seine Gaben in einer ganz großen Vielfalt schenkt. Das ist uns wichtig.
Mit welchen Hoffnungen und Erwartungen wollen Sie sich an der Arbeit der ACK beteiligen?
Fraas: Ich finde es ganz wichtig, dass wir uns gegenseitig mehr wahrnehmen – das geschieht schon, wenn wir zusammensitzen und hören, was andere bewegt. Wir entdecken gleiche oder ähnliche Herausforderungen. Im Gespräch und im Austausch sehe ich einen ganz wichtigen Beitrag im gemeinsamen Zusammenkommen. Wir können Impulse aufnehmen und umgekehrt von Erfahrungen, die wir haben, Impulse weitergeben.
Sie haben nun den Gaststatus bei der ACK. Wird daraus irgendwann eine Vollmitgliedschaft?
Fraas: Das sind Prozesse, die nun beginnen. Wir sind in einen Gaststatus gegangen, weil dies dem Anliegen und Votum unserer Bundeskonferenz entspricht. Alles andere braucht sicher Zeit, von beiden Seiten. Ich glaube, hoffe und wünsche mir persönlich, dass aus dem Gaststatus eine Vollmitgliedschaft wird.
Werner Fraas (49) ist Vizepräses des Bundes freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP). Er studierte Theologie in Manchester und arbeitet als Pfarrer in Stuttgart-Zuffenhausen. Der verheiratete Vater von vier Kindern ist Vorsitzender der Volksmission, die 1988 dem BFP beitrat und heute rund 4.500 Mitglieder in rund 50 Gemeinden hat.