TV-Tipp: "Tatort: Schlaflos in Weimar" (WDR)
Während eines begleiteten Freigangs in das Leipziger Bildermuseum flüchtet der junge Gefangene Köster. Dabei wird einer der Vollzugsbeamten im Fahrstuhl ermordet.
04.03.2011
Von Tilmann P. Gangloff

"Tatort: Schlaflos in Weimar", 10. März, 20.15 Uhr im WDR

Dieser Krimi war einer der letzten Filme mit dem Leipziger Gespann Ehrlicher/Kain und auch einer der besten. Peter Sodann und Bernd Michael Lade wirkten stets etwas schläfrig, sie waren sozusagen die sächsische Antwort auf den schwäbischen Bienzle. Auch hier bersten die beiden nicht eben vor Tatendrang. Trotzdem ist "Schlaflos in Weimar" (Regie: Uwe Janson) äußerst kurzweilig, weil Autor Andreas Pflüger eine verzwickte Geschichte erzählt. Dabei scheint auf den ersten Blick alles klar: Der junge Gefangene Köster (Niels Bruno Schmidt) besucht in Begleitung zweier Justizbeamter ein Museum. Die drei betreten einen Fahrstuhl, die Aufzugtür schließt sich. Als sie wieder aufgeht, ist einer der Beamten tot und der junge Mann macht sich aus dem Staub.

Christoph Waltz in der Rolle des Kunstprofessor

Rasch merken Ehrlicher und Kain jedoch, dass in dem Gefängnis einiges nicht mit rechten Dingen zugeht. So treibt beispielsweise der zweite Beamte (Hansa Czypionka) regen Handel mit den Insassen. Undurchsichtig ist auch die Rolle eines Kunsttherapeuten (Christoph Waltz). Der Künstler steht in enger Beziehung zur Leiterin des Weimarer Amts für Denkmalschutz. Als auch sie ermordet wird, fällt der Verdacht erneut auf den jungen Flüchtigen: Die Frau war die Mutter seiner Freundin. Dank Ehrlichers Spürnase aber kommt das Duo einem Komplott auf die Spur, dessen Opfer ganz gezielt von Anfang an der junge Mann war.

Natürlich wird der von Christoph Waltz in seiner unnachahmlichen Mischung aus Arroganz und Sympathie verkörperte Kunstprofessor mehr und mehr zur zentralen Figur der Geschichte. Zweite wichtige Handlungsebene ist die Liebesziehung zwischen dem Jungen und seiner Freundin (Oona Devi Liebich). Die beiden Kommissare hingegen werden beinahe zu Nebenfiguren, was dem Film aber durchaus gut tut.


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und verschiedene Tageszeitungen mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).