Haft oder Tod für Wikileaks-Informanten
Das US-Militär hat die Anklageschrift gegen den Wikileaks-Informanten Bradley Manning erweitert. Am schwersten wiegt der Vorwurf der "Kollaboration mit dem Feind", auf den die Todesstrafe steht.

Der mutmaßliche Wikileaks-Informant Bradley Manning ist nach US-Medienberichten in 22 weiteren Punkten angeklagt worden. Am schwersten davon wiege der Vorwurf der "Kollaboration mit dem Feind", berichtete der US-Fernsehsender NBC am Mittwoch unter Berufung auf Militärquellen. Im Falle einer Verurteilung droht dem Gefreiten dabei die Todesstrafe. Die Militärstaatsanwaltschaft habe aber bereits klar gemacht, dass sie die Höchststrafe nicht fordern wolle. Das Gericht könnte sie aber dennoch verhängen. Der 23-Jährige sitzt im Militärgefängnis in Quantico (US-Staat Virginia) ein und wartet dort auf seinen Prozess.

Das US-Verteidigungsministerium hält Manning für einen Verräter. Der Geheimdienst-Analyst hatte während seiner Dienstzeit im Irak Zugang zu Hunderttausenden vertraulichen Dokumenten.

Wikileaks: "Rachsüchtige Attacke auf Manning"

Offiziell erhoben die Militärs bislang Anklage wegen eines Videos, mit dem Wikileaks weltweit Aufsehen erregt hatte, weil es einen brutalen, tödlichen Hubschrauberangriff auf Zivilisten zeigte. Zudem wird Manning laut NBC angelastet, sich 150.000 geheime Depeschen des US-Außenministeriums beschafft zu haben. Viele davon wurden mittlerweile auch veröffentlicht.

Wikileaks wies die Anschuldigungen zurück. Der Vorwurf der "Kollaboration mit dem Feind" sei eine "rachsüchtige Attacke auf Manning, weil er sein Recht ausübt, zu schweigen", hieß es auf der Twitter-Seite der Enthüllungsplattform. "Es gibt dafür keine Beweise." Dem Bericht zufolge fanden die Militärermittler aber keine direkte Verbindung zwischen Manning und Wikileaks-Gründer Julian Assange.

Den neuen Vorwürfen gingen laut NBC siebenmonatige Ermittlungen voraus. Den Militärangaben zufolge enthielten einige der von Wikileaks veröffentlichten Dokumente Namen von Informanten, die mit dem US-Militär zusammenarbeiteten und deren Leben nun in Gefahr sei. Einige der Mitarbeiter seien auf Militärbasen gebracht worden, um sie zu schützen. "Aber wir haben nicht alle gefunden", sagte ein Angehöriger der Streitkräfte dem Sender.

dpa