Hochzeit: Musik für den schönsten Tag des Lebens
"Hauptsache Livemusik und keine Konserven": Kirchenmusiker wehren sich gegen die Rolle des Discjockeys und gegen Konserven bei der Trauung.
03.03.2011
Von Matthias Dembski

Tschaikowskys Nussknacker-Suite zum Einzug des Brautpaares, dann im Gottesdienst die Filmmusik "Lovestory" und am Ende die Suite aus Verdis "La Traviata". Oft bereiten die Musikwünsche der Hochzeiter für den schönsten Tag des Lebens den Kirchenmusikern Kopfschmerzen. Auch wenn vieles möglich ist - "der Organist ist kein Musikautomat", sagt die Bremer Kirchenmusikerin Katharina Kissling. Ein "Konzert für Brautpaare" im Dom der Hansestadt soll an diesem Samstag zeigen, was geht, wenn ein Traugottesdienst stimmig sein soll.

Nicht alle Musikstücke sind für eine Trauung geeignet

Wenn der Frühling kommt, läuten die Hochzeitsglocken wieder häufiger. Dabei sei der Trend zu CD-Einspielungen im Gottesdienst deutlich, sagt Kissling. Für immer mehr Brautpaare seien Youtube und andere Internetportale eine gern genutzte Quelle zur musikalischen Inspiration. "Sie hören sich dort ein und äußern dann ihre Wünsche", berichtet die Berufsgruppenbeauftragte für Kirchenmusik in der Bremischen Evangelischen Kirche.

Schnell gelten die Organisten als Miesmacher, wenn sie Einwände äußern. "In den meisten Hochzeitsratgebern kommt die kirchliche Trauung und deren musikalische Gestaltung viel zu kurz", bedauert Kisslings Kollegin Katja Zerbst. Deshalb gebe es bei den meisten Brautpaaren viel Unkenntnis darüber, was schlicht unpassend sei. Doch einfach "Nein" zu sagen, ist schlecht, da sind sich beide Kirchenmusikerinnen einig.

"Natürlich gibt es Musikstücke, die aus theologischen und kirchenmusikalischen Gründen nicht für eine Trauung geeignet sind", erläutert Zerbst. So ist beispielsweise "Another Glass of Whiskey" für sie tabu. Überdies kommt es vor, dass die Kirchenmusikerin nur noch CDs einlegt. Um das zu vermeiden, lädt Zerbst Brautleute gerne zu einem kleinen Vorspieltermin in die Kirche ein. "Oft gibt es gute Alternativen. Wenn die Leute auf der Orgelempore stehen und ich ihnen festliche Musik vorspiele, bekommen sie schnell ein Gefühl, wie gut es bei ihrer Trauung klingen kann."

"Hauptsache Livemusik und keine Konserve"

Wichtig ist den Kirchenmusikerinnen, deutlich zu machen: Die Musik bei der Trauung gehört zum Gottesdienst, ist Teil der Verkündigung. "Pastoren wie Musiker sind die kirchlichen Gastgeber bei einer Trauung, die den Segen auf unterschiedliche Art vermitteln", betont Kissling. "Dafür sollte nicht auf Massenware aus der Konserve zurückgegriffen werden."

Die Musik muss zum Kirchenraum passen, auf dem jeweiligen Instrument spielbar und auch vom Tempo angemessen sein. Im riesigen Bremer Dom beispielsweise, außerordentlich beliebt unter Brautleuten, sind die Wege für den Ein- und Auszug des Paares länger als in einer kleinen Dorfkirche. "Das muss berücksichtigt werden", bekräftigt Kissling.

Wenn Stücke wie "Kanon und Gigue" des Barockkomponisten Johann Pachelbel (1653-1706) oder Vivaldis "Frühling" gewünscht werden, ist das natürlich auch auf der Orgel möglich. "Bach und Händel haben auch Vivaldi-Übertragungen für die Orgel geschrieben", meint Katja Zerbst. "Hauptsache Livemusik und keine Konserve, kein Klangteppich, der die Trauung bloß untermalt."

Soll es eher populär und modern sein, oder doch der beliebte Hochzeitsmarsch von Felix Mendelssohn-Bartholdy? Um ganz praktisch deutlich zu machen, was gut klingt, laden die Kirchenmusikerinnen am Samstag (5. März) ab 16 Uhr zu einem einstündigen Konzert mit Hörproben in den Bremer St.-Petri-Dom ein.

epd