Immer mehr Designerdrogen und Medikamentenmissbrauch
Die UN-Drogenbehörde hat vor der Entwicklung neuer synthetischer Designerdrogen gewarnt. Immer häufiger und immer schneller würden Substanzen mit Rauschwirkung hergestellt, die noch nicht unter nationale Betäubungsmittelgesetze fielen, heißt es in dem am Mittwoch in Berlin und Wien vorgestellten Bericht des Internationalen Suchtstoffkontrollrats (INCB). Zugleich warnte die Behörde auch vor dem wachsenden Missbrauch verschreibungspflichtiger Medikamente in den Industrieländern.

Anleitungen zur Herstellung von Designerdrogen ließen sich mitunter im Internet finden, so der Bericht. Designerdrogen wie das seit Ende 2010 in Deutschland verbotene Mephedron seien dort käuflich und würden oft als Badesalz, Pflanzennahrung oder Laborchemikalie annonciert, um der Strafverfolgung zu entgehen. Die Drogen würden häufig durch eine leichte Veränderung der Molekülstruktur verschreibungspflichtiger Substanzen hergestellt. Die Wirkung und mögliche Gesundheitsschäden seien genau so hoch oder höher als bei illegalen Drogen, warnte INCB-Vizepräsidentin Carola Lander bei der Vorstellung des Berichts.

Lander wies auch auf den hohen Missbrauch von verschreibungspflichtigen Medikamenten wie Schmerzmitteln hin. Dieser übersteige in manchen Industrieländern, etwa den USA, bereits den Missbrauch illegaler Drogen. Deutschland stehe europaweit mit dem Verbrauch von täglich fast 20.000 Dosen an Schmerzmitteln pro eine Million Einwohner an der Spitze.

Während in vielen Industrieländern unnötig Schmerzmittel konsumiert werden, leiden mehr als 80 Prozent der Weltbevölkerung an einem Mangel an solchen Medikamenten, heißt es im Bericht weiter. 90 Prozent der legalen Drogen werden demnach von zehn Prozent der Weltbevölkerung in den USA, Australien, Neuseeland und Teilen Europas konsumiert.

Pilzbefall: Weniger Opium aus Afghanistan

Insgesamt stellte der INCB in Europa eine Zunahme des Kokainkonsums fest. Geschätzt wird dieser Trend anhand der gestiegenen Zahl von Beschlagnahmungen illegaler Drogen. Westeuropa ist laut Bericht zudem der weltweit größte Markt für Heroin. 60 Prozent des Konsums in dieser Region gehen auf Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Italien zurück.

Die Autoren des Berichts warnen auch vor der wachsenden Drogenkriminalität. So hat Zentralamerika mit der höchsten Mordrate in Bezug auf Drogenkriminalität zu kämpfen, vor allem in El Salvador, Guatemala und Honduras. In Honduras haben etwa 60 Prozent aller Delikte mit dem Drogenhandel zu tun. Aber auch Mexiko hat als Durchgangsland mit weit verbreiteter Gewalt zu kämpfen. Laut Bericht wurden dort seit 2006 mehr als 28.000 Menschen im Zusammenhang mit Drogen getötet.

In Afghanistan wurde die illegale Opiumernte 2010 wegen eines Pilzbefalls halbiert. Dies hat jedoch aus Sicht des INCB vorerst keinen Einfluss auf den Heroin- und Opiatehandel. In Afghanistan und der Region lagern demnach noch rund 12.000 Tonnen Opium - genügend, um die Nachfrage für die kommenden zweieinhalb Jahre zu sichern. Allerdings haben die Opiumpreise sich verdreifacht, berichtete Lander. Dies könnte dazu führen, dass noch mehr afghanische Bauern einen Anreiz im illegalen Schlafmohnanbau sehen.

epd