Im privaten Bereich gibt es mit der "Eltern-LAN", gefördert unter anderem von der Bundeszentrale für politische Bildung, ein erfolgreiches pädagogisches Projekt für Eltern und Lehrer. Auch bei der "Bundestags-LAN" stand Counterstrike-Spielen nicht im Mittelpunkt. Was haben Sie und ihre Kollegen gelernt?
Dorothee Bär: Die Politiker-LAN war konzeptionell an die so genannten Eltern-LANs angelehnt. Es ging uns darum, unsere Kollegen für das Thema zu sensibilisieren und ihnen die Möglichkeit zu bieten, Computerspiele selbst auszuprobieren. Frei nach dem Motto: Je reicher man an Urteilen ist, desto ärmer wird man an Vorurteilen.
Spielen Sie selbst regelmäßig Videospiele (gewalthaltig oder nicht), oder
wie sind Sie überhaupt auf den Gedanken gekommen, ihre Mitabgeordneten zum Counterstrike-Spielen einzuladen?
Bär: Ich spiele selbst gerne Computerspiele, allerdings nicht so regelmäßig, weil mir dafür die Zeit fehlt. Die Idee einer Politiker-LAN ist vor ungefähr einem Jahr entstanden. Ich habe gemerkt, dass es wirklich viele Vorurteile unter den Kollegen gegenüber der Computerspielbranche gab und wollte gemeinsam mit meinen Kollegen von der FDP versuchen diese abzubauen. (Foto links: FDP-Bundestagsfraktion)
Hans-Peter Uhl, innenpolitischer Sprecher der Unionsfraktion, sagte im Vorfeld: "Wozu soll ich lernen, wie man ein Killerspiel wie Counterstrike spielt?" Welche Antwort geben Sie auf solche Fragen? War Herr Uhl gestern abend überhaupt dabei?
Bär: Weil man wissen sollte, worüber man urteilt. Die politische Debatte zum Für und Wider von Computerspielen ist ja als solche begrüßenswert. Grundlage der Diskussion muss aber fundierte Sachkenntnis sein. Ziel der Politiker-LAN war es, diese Sachkenntnis zu stärken. Hans-Peter Uhl war aber selber leider nicht da.
Was folgt nun nach der "Bundestags-LAN"? Glauben Sie, dass nun die Debatte um so genannte "Killerspiele" informierter geführt wird als vorher, oder werden Videospiele weiterhin anders behandelt als alle anderen Medien und weiterhin mit emotionalen Urteilen pauschal verdammt?
Bär: Es ist uns gelungen, die ganze Bandbreite zu zeigen, die die Computerspielbranche zu bieten hat. Wir haben den Kollegen gezeigt, welch künstlerische, kreative und wertvolle Arbeit die Branche leistet. Somit haben wir dafür geworben, die Debatte um Computerspiele differenzierter zu führen und nicht aus Unwissenheit den Fehler zu begehen, durch pauschale Urteile einen ganzen Wirtschaftszweig zu verunglimpfen. Für die breite Akzeptanz von Computerspielen in der Gesellschaft und die Förderung der Branche beispielsweise analog zur Filmförderung in Deutschland müssen wir allerdings noch hart arbeiten. Die Politiker-LAN im Deutschen Bundestag war in diesem Zusammenhang ein Schritt in die richtige Richtung.