Schneider vermisst das "Ich" in Guttenbergs Erklärung
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, empfindet das Krisenmanagement von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) in der Plagiatsaffäre als unglücklich. Guttenbergs Erklärung vom Freitag sei sehr darauf angelegt gewesen, "nach wie vor das Signal zu geben, es war alles in Ordnung", sagte Schneider am Samstag im Deutschlandfunk: "Es wirkt immer noch wie ein Lavieren."

Zugleich äußerte der rheinische Präses Verständnis für den Minister. Guttenberg sei in eine schwierigen Lage, stehe "massiv unter Druck". "Ich will da gar nicht moralisierend ihm gegenüber auftreten", sagte Schneider. In anderen Situationen habe er den Minister "sehr viel überzeugender erlebt". Guttenberg hatte am Freitag erklärt, dass er bis zur Klärung des Plagiatsverdachts in seiner Doktorarbeit den Titel nicht weiter führen werde. Bei der Aufklärung wolle er mitwirken.

Als Grund für das Verhalten des Ministers vermutet der oberste Repräsentant der deutschen Protestanten, dass sich Guttenberg noch nicht die Zeit genommen hat, "um innerlich gewiss zu werden". Er vermisse, dass der Minister mit seiner ganzen Person für sein Verhalten einsteht. Das Wort "ich" sei in der Erklärung nicht vorgekommen.

Im Gegensatz zum CSU-Politiker habe Margot Käßmann vor ihrem Rücktritt "für sich Klarheit schaffen können", auch wenn ihr Umfeld eher einen Verbleib im Amt empfohlen habe. Schneiders Amtsvorgängerin Käßmann war vor rund einem Jahr vom Spitzenamt in der EKD und als hannoversche Landesbischöfin zurückgetreten. Sie zog damit die Konsequenz aus einer Alkoholfahrt am Steuer ihres Dienstwagens.

epd