In Deutschland gebe es gut eine Million muslimischer Schüler, die ein Recht auf Religionsunterricht hätten, sagte Käßmann am Freitag beim DGB-Bildungskongress "Schlüssel zur Zukunft" in Bochum. "Und zwar als ordentliches Lehrfach, in deutscher Sprache und mit ausgebildeten Lehrkräften", ergänzte die Theologin.
Ihr missfalle die andauernde Debatte über bildungsferne Migrantenfamilien in Deutschland, sagte die frühere EKD-Ratschefin (Foto). Besonders türkische Einwanderer setzten große Hoffnungen auf die Bildungsleistung ihrer Kinder. "Sie haben aber keine Erfahrung mit dem deutschen Schulsystem", so die Theologin. Das führe bei aller Anstrengung oftmals zu Enttäuschung, Frustration und dem Gefühl ausgegrenzt zu sein. "Hier muss Integration ansetzen", Käßmann. "Wir müssen uns um diese Menschen kümmern und uns engagieren."
Gefahren der Leistungsgesellschaft
Insgesamt müsse die Gesellschaft bei der Bildung besonders Eltern und Kindern sozial schwacher Familien unterstützen. "Unsere Gesellschaft ist eine Leistungsgesellschaft. Sie steht dadurch in der Gefahr, nur noch einen bestimmten Ausschnitt an Menschen wahrzunehmen", sagte Käßmann. Wer nur an Börsenkurse denke, könne tief fallen. Gerade in einer auf Ökonomie fixierten Gesellschaft bestehe daher die entscheidende Frage der Zukunft darin, ob es gelingt Bildungsarmut zu vermeiden.