BAHRAIN
In dem arabischen Königreich demonstrieren seit Tagen tausende Menschen für Reformen und Demokratie. Das autoritäre Regime antwortet mit harter Hand und setzt auch Panzer und Soldaten ein. Am Freitag versammelten sich rund 15 000 Menschen zu "Märtyrer-Begräbnissen" - der Beisetzung von drei getöteten Demonstranten.
In der bahrainischen Hauptstadt Manama war am Nachmittag eine weitere Trauerfeier für einen vierten Toten geplant. Er war ebenfalls ums Leben gekommen, als die Sicherheitskräfte in der Nacht zum Donnerstag das Lager der zumeist schlafenden Demonstranten auf dem zentralen Lulu-Platz in Manama stürmten. In Manama sind inzwischen Panzer aufgefahren, auf dem Platz sind Soldaten im Einsatz, die neue Proteste verhindern sollen. Gleichzeitig formierten sich in der Hauptstadt Manama zwei kleinere Demonstrationszüge von Regimegegnern und Anhängern des Königshauses.
Die anderen Golfmonarchien stärkten König Hamad bin Issa al-Chalifa bei einem Außenministertreffen in Manama den Rücken. Sie erklärten, die Staaten des Golfkooperationsrates (GCC) seien alle bereit, Mitgliedstaaten zu unterstützen, wenn deren "Sicherheit und Stabilität" gefährdet sei. Zum GCC gehören Bahrain, Saudi-Arabien, Kuwait, Oman, die Vereinigten Arabischen Emirate und Katar.
US-Außenministerin Hillary Clinton zeigte sich "tief besorgt" über die Lage in Bahrain. Die USA verurteilten Gewalt gegen Demonstranten und unterstützten demokratische Reformen, sagte sie in Washington. Sie habe das Vorgehen der Sicherheitskräfte auch in einem Telefongespräch mit ihrem Amtskollegen, Chalid al-Chalifa, kritisiert. Bahrain ist strategisch wichtig für die USA: Das kleine Königreich ist ein enger Verbündeter Amerikas in der Golfregion und Hauptquartier der 5. US-Flotte. Bundespräsident Christian Wulff sagte einen für Ende des Monats geplanten Besuch in Bahrain ab.
LIBYEN
Die Proteste richten sich vor allem gegen Staatschef Muammar al-Gaddafi, der seit einem Putsch 1969 an der Macht ist. Der Konflikt zwischen seinen Anhängern und Gegnern spitzt sich zu, die Polizei greift hart durch. Bei Demonstrationen in verschiedenen Städten sollen binnen weniger Tage Dutzende Menschen gestorben sein, viele Demonstranten wurden festgenommen.
Auf Amateurvideos, die von Demonstranten ins Netz gestellt wurden, waren mehrere Leichen junger Männer zu sehen. Andere Aufnahmen zeigten Hunderte Demonstranten, die in der Mittelmeerstadt Tobruk ein Denkmal für das von Gaddafi verfasste "Grüne Buch" niederrissen, in dem der Revolutionsführer einst sein politisches Programm formuliert hatte.
Gaddafi will nun einen seiner Söhne ins Zentrum des Aufstandes schicken. Die libysche Zeitung "Al-Watan" meldete am Freitag, Al-Saadi al-Gaddafi (37), der international bisher vor allem als Spieler bei italienischen Fußballvereinen aufgefallen war, solle nach Bengasi im Osten des Landes umziehen, um dort einen Aktionsplan zur Verbesserung der Infrastruktur umzusetzen.
ÄGYPTEN
In Kairo versammelten sich tausende Menschen auf dem Tahrir-Platz im Zentrum zu einem "Freitag des Sieges". Eine Woche nach dem Rücktritt von Präsident Husni Mubarak folgten sie einem Aufruf der Demokratiebewegung. Augenzeugen berichteten von einer entspannten und fröhlichen Stimmung. "Wir wollen den Druck auf das Militär aufrechterhalten", sagte ein Aktivist der Nachrichtenagentur dpa. Seit dem Rücktritt von Mubarak am Freitag vor einer Woche regiert in Ägypten das Oberkommando der Streitkräfte. Mehrere ehemalige Minister wurden festgenommen, darunter Ex-Innenminister Habib al-Adli, und sitzen nun in Untersuchungshaft.
Die USA bieten Ägypten 150 Millionen Dollar (110 Millionen Euro) Soforthilfe. Amerika stehe bereit, Ägypten bei demokratischen Reformen und bei der wirtschaftlichen Erholung zu unterstützen, sagte Außenministerin Clinton in Washington. Die USA hatten Ägypten in der Ära Mubarak jährlich mit Milliarden Dollar unterstützt. Besonders das Militär erhielt hohe Beträge aus Washington.
JEMEN
Auch im Jemen brodelt es. Demonstranten in der Hauptstadt Sanaa forderten den Rücktritt von Präsident Ali Abdullah Salih. Nach Augenzeugenberichten wurden sie von Unterstützern des Regimes angegriffen. Bei Zusammenstößen zwischen Regimegegnern und der Polizei kamen mehrere Menschen ums Leben, zahlreiche wurden verletzt.
ALGERIEN
Auch hier formiert sich Widerstand gegen das herrschende System und die sozialen Missstände im Land. Die Regierung versprach weitere Reformen und eine baldige Aufhebung des Ausnahmezustands, geht aber mit Härte gegen Demonstrationen vor.
IRAN
Tausende Menschen demonstrierten gegen den erzkonservativen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad. Die Regimegegner werfen ihm vor, im Juni 2009 nur durch Manipulation die Präsidentschaftswahlen gewonnen zu haben. Die Staatsmacht geht massiv gegen Demonstranten vor, mindestens zwei Menschen wurden getötet, zahlreiche Teilnehmer festgenommen. Als Antwort auf die Proteste mobilisiert die Regierung massenhaft ihre Anhänger.