TV-Tipp des Tages: "Für immer 30" (ARD)
Als Werbefachmann Timo Wittmann aus Altersgründen seinen Job als Kreativdirektor verliert, lässt er sich die Fältchen wegspritzen und bewirbt sich in seiner alten Firma als Nachwuchskraft.
18.02.2011
Von Tilmann P. Gangloff

"Für immer 30", 25. Februar, 20.15 Uhr im Ersten

Es muss kein Nachteil sein, wenn sich eine Filmhandlung in einem Satz zusammenfassen lässt: Als Werbefachmann Timo Wittmann, Mitte vierzig, aus Altersgründen seinen Job als Kreativdirektor verliert, lässt er sich kurzerhand die Fältchen wegspritzen, setzt sich eine zottelige Perücke und eine dicke Brille auf und bewirbt sich in seiner alten Firma als vielversprechende Nachwuchskraft. Natürlich ist die Geschichte etwas komplizierter, und das nicht nur, weil Wittmann eine erwachsene Tochter mit eigenen Vorstellungen hat; zu allem Überfluss verliebt er sich auch noch in die Frau, die nun auf seinem Sessel sitzt. Aber die schlichte Botschaft bleibt die gleiche: "Jugend ist keine Frage des Alters". So lautet der Werbeslogan der Schönheitsklinik, in der Timo seine Fassade renovieren lässt.

Das muntere Drehbuch (Ilja Haller) und die flotte Umsetzung (Andi Niessner) verhindern allerdings mit bemerkenswerter Konsequenz, dass der Film vor lauter missionarischem Eifer (Jugendwahn!) vergisst, unterhaltsam zu sein. Die Spielfreude Felix Eitners würde das ohnehin nicht zulassen, selbst wenn auch "Für immer 30" an einer Hürde scheitert, die Geschichten dieser Art immer zum Verhängnis wird: Dass weder Timos langjähriger Chef (Hanns Zischler) noch seine Tochter (Sidonie von Krosigk) erkennen, wer sich unter der blonden Mähne verbirgt, ist nicht besonders glaubwürdig. Wie 29 sieht Eitner in der Verkleidung ohnehin nicht aus.

Die vermeintliche Seelenverwandtschaft

Um so hübscher ist die Liebelei mit Nachfolgerin Susanne (Marie Lou Sellem) eingefädelt: Mit Hilfe seines Freundes Achim (Jürgen Tarrach), dem EDV-Experten der Firma, erschleicht sich Timo die Unterlagen für Susannes neue PR-Kampagne. Als sie ihre Ideen vorträgt, kann er sie immer wieder ergänzen und ausführen. Prompt ist Susanne beeindruckt von der vermeintlichen Seelenverwandtschaft. Man kommt sich näher, Timos Missgunst verwandelt sich in Zuneigung; aber wie in so vielen Romanzen dieser Art bleibt da noch die Lüge, die sich als unüberwindbares Hindernis zwischen dem potenziellen Paar auftürmt.

Die Versatzstücke mögen nicht neu sein, doch die Geschichte hat großen Unterhaltungswert. Die Seitenstränge mit Timos Freund Achim, den seine Frau vor die Tür gesetzt hat, oder Tochter Laura, deren Freund Luca sich als Mädchen entpuppt, sind mehr als bloß Nebenschauplätze und haben wichtigen Anteil am charakterlichen Wandel der Hauptfigur. Eitner schließlich, der auch beim Holzhacken mit nacktem Oberkörper eine eindrucksvoll gute Figur macht, hat spürbar Spaß an der Rolle des Kotzbrockens, der zu Beginn sogar die Idee einer Praktikantin (Miriam Morgenstern) klaut und sich später just von dieser jungen Frau erpressen lassen muss. Sie ist die einzige, die Timos Maskerade durchschaut, und trägt auf ihre Weise ebenso dazu bei, dass er ein guter Mensch wird: Wie in allen Filmen dieser Art lautet die eigentliche Botschaft natürlich "Nur die Liebe zählt".


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und verschiedene Tageszeitungen mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).