Weltkirchenrat erörtert Lage von Christen in Nahost
Mit der Situation der Christen im Nahen Osten befasst sich der Weltkirchenrat auf seiner Zentralausschuss-Sitzung, die am Mittwoch in Genf eröffnet wird. Weitere Themen sind die Vorbereitung eines ökumenischen Aufrufs zum Frieden sowie die Planungen für die nächste Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) 2013 im südkoreanischen Busan. Die Beratungen des Zentralausschusses dauern bis zum 22. Februar.

Der Zentralausschuss kommt etwa alle zwölf bis 18 Monate zusammen und leitet zwischen den Vollversammlungen den ÖRK, den Dachverband von 350 christlichen Kirchen. Den Vorsitz hat der lutherische Theologe Walter Altmann aus Brasilien. Dem Leitungsorgan mit 150 Delegierten gehören sechs Deutsche an, darunter der Auslandsbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Martin Schindehütte, und der Kasseler evangelische Bischof Martin Hein.

Bischof Hein wies im Vorfeld der Beratungen darauf hin, dass Christen im Nahen Osten regelmäßig Opfer von Gewalt würden, wie im Irak oder zuletzt in Ägypten. Andere sähen keine Zukunft mehr in der Region und wanderten aus. Von der Begegnung mit nahöstlichen Kirchenvertretern erwarte er auch eine Einschätzung der aktuellen politischen Entwicklung in der arabischen Welt, sagte Bischof Hein.

Aufruf zum "gerechten Frieden"

Ein weiterer Schwerpunkt der Beratungen in Genf ist die Vorbereitung der Internationalen Ökumenischen Friedenskonvokation, die vom 18. bis 24. Mai in Kingston auf Jamaika stattfindet. So will der Zentralausschuss über einen "Ökumenischen Aufruf zum gerechten Frieden" beraten. Nach dem Abschluss der "Dekade zur Überwindung von Gewalt" wird in dem Dokument an die weltweite christliche Gemeinschaft appelliert, sich zum "Weg des gerechten Friedens" zu bekennen.

Auslandsbischof Schindehütte äußerte die Erwartung, dass der Zentralausschuss sich auch mit der Verbesserung der internen Strukturen des Weltkirchenrates beschäftigen wird: "Trotz einer weiter wachsenden Mitgliederzahl muss der ÖRK mit stetig schrumpfenden Haushaltsmitteln auskommen." Reformbedarf ergebe sich zudem durch veränderte Interessen und Bedürfnisse der Mitgliedskirchen. Geklärt werden muss Schindehütte zufolge, an welchen Stellen im Weltkirchenrat welche Aufgaben und Kompetenzen angesiedelt sein sollten. Bei der Häufigkeit von Sitzungen und der Mitgliederstärke der Gremien könne dies zu Anpassungen führen.

Dialog mit den Pfingstkirchen

Für den Dialog mit den Pfingstkirchen über ein gemeinsames Verständnis von Mission seien effektive Formen notwendig, sagte der Bischof. Diese Themen dürften eine zentrale Rolle auf der nächsten Vollversammlung des Weltkirchenrates 2013 spielen. Für dieses Treffen in Südkorea müsse der Zentralausschuss Eckpunkte festlegen, erklärten Hein und Schindehütte.

Der Ökumenische Rat der Kirchen wurde am 23. August 1948 in Amsterdam gegründet. Der Weltbund versteht sich als Gemeinschaft von Kirchen mit dem Ziel der "sichtbaren Einheit". Dem Weltkirchenrat gehören nahezu 350 protestantische, anglikanische, orthodoxe und altkatholische Kirchen sowie Freikirchen mit rund 560 Millionen Christen an. Die römisch-katholische Kirche ist nicht Mitglied, arbeitet jedoch seit Ende der 1960er Jahre in wichtigen Gremien wie der "Kommission für Glauben und Kirchenverfassung" mit.

Neuer Generalsekretär seit einem Jahr im Amt

Höchstes Beschlussgremium des Dachverbandes ist die Vollversammlung. Sie findet etwa alle sieben Jahre statt, zuletzt im Februar 2006 im brasilianischen Porto Alegre. Weitere Leitungsgremien sind das Präsidium mit 20 Mitgliedern und der Zentralausschuss. Er kommt etwa alle zwölf bis 18 Monate zusammen und leitet den Weltkirchenrat zwischen den Vollversammlungen. Den Vorsitz des Zentralausschusses hat der lutherische Theologe Walter Altmann aus Brasilien. Generalsekretär des ÖRK ist seit Anfang 2010 der norwegische Pfarrer Olav Fykse Tveit.

epd