Diakonie: Stockmeier will für die Armen kämpfen
Der neue Präsident des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Johannes Stockmeier, ist am Freitag in einem Festgottesdienst in Berlin vom EKD-Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider in sein Amt eingeführt worden. Der 62-jährige Theologe folgt auf Klaus-Dieter Kottnik.

Kottnik war nach knapp vierjähriger Amtszeit an der Spitze der Diakonie im September 2010 aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten. Stockmeier war bei der Präsidentenwahl im Dezember vergangenen Jahres der einzige Kandidat.

Der Diakonie-Präsident rief in seiner Predigt in der Französischen Friedrichstadtkirche vor rund 400 Gästen dazu auf, dem Sozialstaat mehr zuzutrauen. Zu viele "Kleingläubige" unterschätzten die Belastbarkeit der sozialen Sicherungssysteme. Stockmeier sagte, dass Jesus jedem Menschen ohne Vorbehalt die Hand hinhalte. Er sei vor vor allem denen eine Stütze, die in ihrer Lebenssituation verzweifelten oder die den Boden unter den Füßen verloren hätten.

Stockmeier über sich: Herz für die Ärmsten

Über seine eigenen Stärken sagte Stockmeier, er habe die Fähigkeit, gut zuhören zu können, und "eine kräftige Portion Humor". Hinzu kommen 13 Jahre Erfahrung als Diakoniechef in Baden. Der neue Diakonie-Präsident hat nach eigenen Worten "ein kämpferisches Herz für die Ärmsten unserer Gesellschaft", und er hat "das Konzept einer diakonischen Kirche stets strategisch weiterentwickelt".

Diakonie, Mission und Ökumene liegen dem begeisterten Bergwanderer besonders am Herzen. Sein diakonischer Lebensweg beginnt schon in jungen Jahren, als er bei den Großeltern aufgezogen wurde. Beide Großväter waren Theologen. Einer der beiden wurde als "Armenpfarrer" von Nürnberg bezeichnet, was Stockmeier schon früh geprägt haben dürfte.

"Hinschauen, dranbleiben und nicht weglaufen" vor den Problemen der Gesellschaft nennt der Theologe die Voraussetzungen für seinen Weg von der ersten Pfarrstelle im nordbadischen Wertheim über seine Zeit als Dekan von Konstanz bis zum Vorstandsvorsitzenden der badischen Diakonie. Sein Handeln in verschiedenen Funktionen und Gremien sei der Leidenschaft für eine diakonische Mission geschuldet, sagt Stockmeier, weshalb er auch mit fast 63 Jahren noch einmal Neues wagt und das Präsidentenamt in Berlin antritt.

Größtes Projekt: Fusion mit dem Entwicklungsdienst

Stockmeier war zuvor 13 Jahre lang Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werkes in Baden. Davor war der Theologe zehn Jahre lang Dekan in Konstanz. Der gebürtige Oberfranke studierte nach Abitur und Grundwehrdienst in Erlangen und Heidelberg Theologie. Nach seinem Pfarrvikariat in Tauberbischofsheim und Wertheim-Bestenheid wurde er dort 1979 Pfarrer. Von 1978 bis 1988 war er zudem Mitglied der Landessynode.

Der neue Präsident will in seiner auf drei Jahre verkürzten Amtszeit die Fusion der Diakonie mit dem Evangelischen Entwicklungsdienst (EED) abschließen. Nach den Plänen sollen die 640 Beschäftigten von Diakonie und EED, die derzeit an Standorten in Berlin, Stuttgart und Bonn arbeiten, im Herbst 2012 in Berlin unter ein Dach ziehen. Im März sollen die Bauarbeiten für das neue Gebäude des "Evangelischen Werks für Entwicklung und Diakonie" beginnen.

Die Diakonie vertritt bundesweit rund 28.000 Einrichtungen mit 450.000 Beschäftigten und ist damit einer der größten Arbeitgeber Deutschlands. Darüber hinaus sind 400.000 Menschen ehrenamtlich in diakonischen Einrichtungen tätig. 

epd