TV-Tipp: "Pfarrer Braun: Altes Geld, junges Blut" (ARD)
Ein etwas in die Jahre gekommenes Trio Infernale entführt einen Anlageberater und sperrt ihn im Keller ein. Dabei sind die drei Herrschaften eigentlich ganz harmlose Bewohner eines luxuriösen Seniorenstifts.
11.02.2011
Von Tilmann P. Gangloff

"Pfarrer Braun: Altes Geld, junges Blut", 17. Februar, 20.15 Uhr im Ersten

Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind in diesem Fall kein Zufall: Wenn ein etwas in die Jahre gekommenes Trio Infernale einen Anlageberater entführt und im Keller einsperrt, darf man getrost davon ausgehen, dass Autorin Cornelia Willinger für ihre Geschichte durch die Wirklichkeit inspiriert worden ist. Dabei sind die drei Herrschaften eigentlich ganz harmlose Bewohner eines luxuriösen Seniorenstifts. Aber der windige Finanzjongleur Blumenfeld hat sie offenbar kräftig über den Tisch gezogen, und mit ihnen nicht nur die meisten anderen Bewohner der Residenz, sondern auch die katholische Kirche.

Deshalb schickt Bischof Hemmelrath (Hans-Michael Rehberg) seinen unbequemen Hobby-Detektiv Braun diesmal in dessen geliebte Heimat, wo er diesmal sogar ausdrücklich "kriminalisieren" soll. Da Hemmelrath das seinem Untergebenen aber eigentlich grundsätzlich verboten hat, kann er ihm das natürlich nur zwischen den Zeilen zu verstehen geben. Kaum ist der Pfarrer im oberbayerischen Nussdorf eingetroffen, wird Blumenfeld tot aufgefunden; sinnigerweise im historischen Folterkeller.

Spitzen auf Kirche, Senioren und Pfarrershaushälterinnen

Wie Braun, scheinbar begriffsstutzig, den Vorgesetzten immer wieder auf kleiner Flamme röstet, ist ebenso wunderbar ausgedacht, inszeniert (Regie: Wolfgang F. Henschel) und gespielt wie viele andere Szenen dieses Films, dessen Handlung angesichts der subtilen Spielfreude Ottfried Fischers und seiner Partner fast zweitrangig wird. Großen Spaß machen dabei vor allem die kleinen Bosheiten, die das Drehbuch den Figuren immer wieder in den Mund legt. Da die Spitzen auf Kirche, Senioren und Pfarrershaushälterinnen (Hansi Jochmann) gerecht verteilt sind, hat jeder was davon. Daher stört es auch nicht weiter, dass die Seniorendarsteller (unter anderem Heidelinde Weis und Horst Sachtleben) mitunter ein bisschen viel grimassieren müssen und den dargestellten Emotionen gern durch aufgerissene Augen ein Ausrufezeichen mitgeben.

Das fällt um so mehr auf, weil sich Fischer ja selten zu mimischen Regungen hinreißen lässt, was den Dialogen mitunter aber zu umso größerer Wirkung verhilft. Wenn Braun von der "Bestie der Begierde" spricht, die man bekämpfen müsse, darf man zudem getrost davon ausgehen, dass sich Fischer des Subtextes durchaus bewusst war. Auf der anderen Seite gelingt es ihm, auch Kalenderspruchsätze wie "Geld macht nicht reich" voller Überzeugung aufzusagen. Und wenn er dann noch eine verblüffende Parodie von Konstantin Wecker zum Besten gibt, hat der Film ohnehin gewonnen.


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und verschiedene Tageszeitungen mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).