Evangelische Kirche wünscht sich Papst-Begegnung in Erfurt
Beim geplanten Papstbesuch in Deutschland erhofft sich die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), dass es zu einer Begegnung evangelischer Kirchenvertreter mit dem Oberhaupt der katholischen Kirche und zu einem gemeinsamen Gottesdienst kommt.

Es wäre gerade unter ökumenischen Gesichtspunkten "reizvoll und ergiebig", sich über die Bedeutung der Reformation aus evangelischer und katholischer Perspektive auszutauschen, heißt es in einem Schreiben des EKD-Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider an Papst Benedikt XVI., das am Donnerstag bekannt wurde.

Der Papst kommt vom 22. bis 25. September erstmals zu einem offiziellen Besuch nach Deutschland. Der vatikanische Reisemarschall Alberto Gasbarri beendete am Donnerstag einen fünftägigen Besuch zur Vorbereitung des Deutschlandbesuchs von Benedikt XVI. Dabei besichtigte Gasbarri mögliche Veranstaltungsorte in den Erzbistümern Berlin und Freiburg sowie im Bistum Erfurt, wie die katholische Deutsche Bischofskonferenz in Bonn mitteilte.

"Herzlicher Wunsch"

Mit Blick auf den 500. Jahrestag der Reformation 2017 äußert der EKD-Ratsvorsitzende Schneider den "herzlichen Wunsch", gemeinsame ökumenische Schritte zu erörtern, die sich mit dem Reformationsjubiläum als einmaligem Ereignis verbinden ließen.

Als Ort für diese Begegnung mit dem Papst schlägt Schneider das einstmalige Augustinerkloster in Erfurt vor, das die bewegte Geschichte der ökumenischen Situation in Deutschland in besonders geeigneter Weise widerspiegele. Vor 500 Jahren sei das mit dem Kirchenvater Augustinus verbundene Kloster für den jungen Mönch Martin Luther ein wichtiger Ort gewesen. Heute sei es ein spirituelles Zentrum für evangelisches Leben in der thüringischen Hauptstadt und der ganzen Region, ergänzte der Präses.

Gemeinsames Gedenken

Bei einer Audienz für deutsche Lutheraner hatte der Papst Ende Januar das Reformationsjubiläum als Anlass für Lutheraner und Katholiken bezeichnet, "weltweit ein gemeinsames ökumenisches Gedenken zu begehen". Dabei müssten "die Bitte um Vergebung für das einander angetane Unrecht und für die Schuld an den Spaltungen einen wichtigen Platz einnehmen".

Das Oberhaupt der deutschen Protestanten wertet den Papstbesuch als "herausragendes ökumenisches Ereignis". Gerade jüngste Äußerungen des Papstes zum Thema Göttliches Wort ließen auch auf eine gemeinsame gottesdienstliche Feier hoffen, schreibt Schneider weiter. Darin könnte der Papst die Predigt halten. "Die Bedeutung der Predigt des Wort Gottes für das geistliche Leben und das theologische Nachdenken aller Christen ist ja längst zu einer ökumenischen Gemeinsamkeit geworden, die nicht genug betont werden kann", hebt der Repräsentant der rund 25 Millionen Protestanten in Deutschland hervor.

epd