Kindersoldaten: Kleine blutige Hände
Sie leben nicht nur in Uganda, dem Kongo oder in Kolumbien, auch in den USA werden Minderjährige zu Soldaten ausgebildet. Der Aktionstag "Red Hand Day" möchte auf das Schicksal von Kindersoldaten aufmerksam machen.
10.02.2011
Von Ingo Lehnick

Die Kindernothilfe fordert die Industrieländer auf, mehr gegen den weltweiten Einsatz von Kindern als Soldaten zu tun. Deutschland müsse dazu seinen Vorsitz im UN-Ausschuss für Kinder in bewaffneten Konflikten nutzen, sagte der Leiter des christlichen Hilfswerks, Jürgen Thiesbonenkamp. Die europäischen Staaten und die USA müssten zudem stärker Vorbild sein und Druck auf Länder ausüben, die Kindersoldaten dulden oder für ihre Armeen rekrutieren.

Weltweit werden schätzungsweise 250.000 Jungen und Mädchen von Armeen, Rebellengruppen und Milizen als Kindersoldaten missbraucht. Thiesbonenkamp appellierte an die deutschen Politiker, das Thema bei Auslandsbesuchen anzusprechen. "Was rechtsstaatlich möglich ist, sollte getan werden, um Druck auf Länder mit Kindersoldaten auszuüben", sagte der 62-jährige Theologe. Dazu könnten auch Handelsbeschränkungen, Einreiseverbote und das Einfrieren von Konten gehören. Ziel müsse die weltweite Ächtung des Einsatzes von Soldaten unter 18 Jahren sein.

Verstoß gegen die UN-Kinderrechtskonvention

Der Vorstandsvorsitzende der Kindernothilfe mahnt auch mehr öffentliche Aufmerksamkeit für das Schicksal der betroffenen Kinder an. Das Thema sei aus dem Blickfeld geraten. Die UN-Kinderrechtskonvention verbietet es Staaten und bewaffneten Gruppierungen, Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren zu rekrutieren und in kriegerischen Konflikten einzusetzen. Dennoch werden in zahlreichen Ländern vor allem in Afrika, Asien und Lateinamerika Kindersoldaten rekrutiert.

Als Beispiele nannte Thiesbonenkamp Uganda, den Kongo, den Sudan, Liberia, Sierra Leone, Birma, Sri Lanka und Kolumbien. Aber auch in den USA würden bereits unter 18-Jährige für den Militärdienst rekrutiert. Als Kindersoldaten gelten nicht nur bewaffnete Jungen und Mädchen in kriegerischen Konflikten. Viele müssten auch lebensgefährliche Botengänge übernehmen oder Sklavendienste für Soldaten oder Rebellen leisten, erläuterte Thiesbonenkamp. Vor allem weibliche Kindersoldaten würden häufig Opfer sexuellen Missbrauchs.

"Schattenbericht Kindersoldaten" zum weltweiten Gedenktag

Am 12. Februar wird der Internationale Tag gegen den Einsatz von Kindersoldaten begangen. Aus diesem Anlass will das "Deutsche Bündnis Kindersoldaten", dem neben der Kindernothilfe unter anderem amnesty international, UNICEF und terre des hommes angehören, einen neuen "Schattenbericht Kindersoldaten" vorstellen. An dem Gedenktag der weltweiten Initiative "Red Hand Day" (Aktion Rote Hand) gibt es jedes Jahr bundesweit zahlreiche Aktivitäten, um gegen den Einsatz von Kindersoldaten zu protestieren.

Die 1959 zur Hilfe für indische Kinder gegründete Kindernothilfe ist heute eines der größten christlichen Kinderhilfswerke in Europa. Sie fördert knapp tausend Projekte. Darunter sind auch Maßnahmen zur Rehabilitation ehemaliger Kindersoldaten, etwa in Burundi und Uganda.

epd