Bei dem neuen Talkshow-Konzept im Ersten gehe es erkennbar um Unterhaltung statt Information, sagte Jakobs am Dienstagabend im Marler Grimme-Institut bei der Verleihung des Bert-Donnepp-Preises an die "epd medien"-Redakteure Diemut Roether und Michael Ridder. Diese Talkshow-Manie sei nicht nachvollziehbar. Stattdessen wünschten sich die Zuschauer mehr qualitätvolle Sendungen wie Dokumentationen zu guten Sendezeiten. (Das Manuskript zur Laudatio finden Sie hier.)
ARD-Programmdirektor Volker Herres verteidigte die Pläne des Senderverbundes, im Ersten künftig an fünf Abenden Gesprächssendungen zu senden. "Diese Sendungen sind alle ganz unterschiedlicher Natur. Das Konzept wird Erfolg haben", sagte Herres. Darüber hinaus sei das Erste ein Programm für ein Millionenpublikum. "Daraus werden wir kein Nischenprogramm machen." Für "gute Stoffe" wie Dokumentationen oder Magazinsendungen werde es im Ersten immer gute Sendeplätze geben, betonte Herres.
"Wächter in hektischer Medienwelt"
Zuvor hatten die Journalisten Roether und Ridder vom Fachdienst "epd medien" den mit 5.000 Euro dotierten Bert-Donnepp-Preis für Medienpublizistik 2010 entgegengenommen. Laudator Hans-Jürgen Jakobs würdigte den in Frankfurt am Main erscheinenden Fachdienst des Evangelischen Pressedienstes (epd) als nicht wegzudenkenden Wächter "in der hektischen, schnelllebigen Medienwelt, die nur zu oft bloß Mediengeschäft ist".
In Zeiten, in denen Fernsehsender nur noch die tägliche Quote im Blick hätten und Medienressorts in Zeitungen gekürzt oder ganz entsorgt würden, gehörten Roether und Ridder zu den "wenigen verbliebenen Kämpfern" der journalistischen Sparte des Medienjournalismus, sagte Jakobs. Vor allem die längeren Programmkritiken sowie die ausführlichen Analysen und Gespräche zeichneten die besondere Qualität der wöchentlichen Fachpublikation aus.
Die 46-jährige Roether ist verantwortliche Redakteurin von "epd medien", ihr 38 Jahre alter Kollege Ridder Redakteur des Fachdienstes. Die Publikation erscheint im Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) in Frankfurt am Main, der zentralen Medieneinrichtung der Evangelischen Kirche in Deutschland, ihrer Landeskirchen und Werke. GEP-Direktor Jörg Bollmann hob die besondere Fachkompetenz der ausgezeichneten Redakteure hervor: "Der Preis ist ein Ansporn für ein Haus, das sich dem Qualitätsjournalismus verschrieben hat."
Gründer des Grimme-Instituts
epd-Chefredakteur Thomas Schiller äußerte sich erfreut darüber, dass der Bert-Donnepp-Preis zum dritten Mal an Mitglieder der epd-Zentralredaktion geht. Im Jahr 1991 wurde die gesamte Redaktion der Fachkorrespondenz ausgezeichnet, die damals noch "epd Kirche und Rundfunk" hieß. Für die Aufdeckung des ARD-Schleichwerbeskandals in der Serie "Marienhof" erhielt 2005 "epd medien"-Redakteur Volker Lilienthal den Preis.
Der Bert-Donnepp-Preis wurde 1991 vom Verein der Freunde des Adolf-Grimme-Preises als Deutscher Preis für Medienpublizistik gestiftet. Der Pädagoge und Publizist Bert Donnepp (1914-1995) war der Gründer des Grimme-Instituts in Marl.