Zum Valentinstag im Trend: Fair gehandelte Rosen
Am Valentinstag seinen Liebsten eine Freude machen: Zigtausende Rosen gehen in diesen Tagen wieder über die Ladentische. Der Anteil fair gehandelter Rosen wächst. Denn dank des Gütesiegels freuen sich nicht nur die Beschenkten darüber, sondern auch die Arbeiter auf den Rosenfarmen in Entwicklungsländern.
08.02.2011
Von Thomas Paterjey

Die Arbeitsbedingungen auf konventionellen Rosenfarmen in Entwicklungsländern sind nach Angaben des Vereins TransFair oftmals verheerend. Die Bezahlung der Arbeiter sei schlecht, bemängelt die Organisation. Starke Chemikalien sollten Pflanzenschädlinge bekämpfen, doch darunter litten auch die Menschen. Außerdem verschlingt die Produktion der Rosen in hohem Maße Wasserressourcen. Das zu ändern ist eines der Ziele von Fairtrade.

Menschenwürdige Rosenzucht

Die Nachfrage nach fair produzierten Blumen steigt an - nicht nur zum Valentinstag. Mehr als 70 Millionen fair gehandelte Rosen wurden im vergangenen Jahr in Deutschland verkauft. Das sind nach Angaben von TransFair neun Prozent mehr als 2009. Der in Köln ansässige Verein zertifiziert seit einigen Jahren Rosenzüchter in Kenia, Tansania und Ecuador. Inzwischen nehmen rund 20 Blumenfarmen an dem Programm teil, sagt Claudia Brück, Pressesprecherin des Vereins.

In jedem dieser Betriebe hätten sich die Beschäftigen in einer Vertretung organisiert. Zehn Prozent des Importwertes fließt in einen Fonds, aus dem die Arbeitnehmer dann vor Ort Projekte initiieren: "Durch Moskitonetze wurde in einem Betrieb die Malariainfektion um 50 Prozent reduziert", berichtet Brück. Das Geld fließt ferner in Kindergärten oder die HIV-Prävention. Insgesamt protifieren so inzwischen 17.000 Beschäftigte vom fairen Handel mit Rosen. "Die Verbesserungen liegen beim fairen Handel in der Hand der Arbeiter", sagt Brück. Sie würden ermuntert, selbst Verantwortung zu übernehmen.

Kein Klima-Killer

Rund 80 Millionen Rosen hat Deutschland 2010 aus Entwicklungsländern importiert. Der Transport per Flugzeug verursacht zwar Emissionen, aber die Kohlendioxid-Bilanz der fairen Rosen kann sich trotzdem sehen lassen. Einer Beispielstudie der Universität Cranfield zufolge ist der Import von Rosen aus Ostafrika ökologisch der Aufzucht in Holland vorzuziehen: "Zehn Monate im Jahr ist Anbau, Aufbau und Verschiebung afrikanischer Rosen günstiger. Nur im Juni und Juli hatte Europa einen Vorteil." Denn die Rosen wachsen im Süden anders als in Deutschland nicht in beheizten Gewächshäusern, erläutert Brück.

Die zertifizierten Unternehmen verpflichten sich außerdem, sparsam mit Wasser umzugehen, einer ohnehin knappen Ressource. Brück beschreibt, dass die Farmen versuchen, überschüssiges Wasser wieder aufzufangen und erneut einzusetzen. "Das Wichtigste ist, dass das Wasser nicht auf die Rosen gesprüht wird und verdunstet." Stattdessen wird es tröpfchenweise an die Wurzeln abgegeben, sagt Brück. Anstatt sich immer fort an Flüssen und Seen zu bedienen, werde Regenwasser genutzt. Nach Angaben von TransFair liegt der Wasser-Selbstversorgungsgrad bei 80 Prozent.

Es geht nicht ohne Pestizide

"Es gibt keine Bio-Rosen", sagt Brück. Auch bei fair gehandelten Rosen müssen Pestizide eingesetzt werden. Die Umweltstandards seien hoch, sagt Brück: Man versuche, Anzahl und Menge der Chemikalien zu begrenzen. "Der Kunde kann anhand eines Fairtrade-Codes im Internet überprüfen, wo seine Rosen produziert worden sind", erklärt Brück. Hier lässt sich dann etwas über die besonderen Projekte der Farmen nachlesen. Die Verpackung der Rosen soll nach aufgdruckter Angabe sogar biologisch abbaubar sein. Auch ökologisch seien faire Rosen alles in allem folglich eine gute Wahl, ist sich TransFair sicher.

Fair gehandelte Rosen seien außerdem einige Tage länger haltbar, da sie direkt aus dem Süden ankommen, sagt Brück. Diese höhere Qualität schätzten die Kunden. Ebenso wachse das Bewusstsein, dass bei fair gehandelten Rosen mehr Geld bei den Arbeitern ankomme. Durch die Kooperation mit dem Handelsunternehmen Rewe mit seinem Discounter "Penny" und der großen Blumenkette "Blume 2000" habe sich die Sichtbarkeit enorm erhöht. Dennoch denken viele Kunden beim Stichwort fairem Handel zunächst an Kaffee. "Damit hat fairer Handel angefangen", sagt Brück. Kaffee sei ein alltägliches Produkt, während Blumen oft spontan gekauft würden. Umso erfreulicher sei es, wenn sich auch hier das TransFair-Siegel durchsetze.

Zentrale Werbebotschaft: Faire Rosen

Das Heilbronner Unternehmen Pflanzen Kölle hat fair gehandelte Rosen vor allem zum Wochenende im Sortiment. "Wir sind davon überzeugt, dass fairer Handel wichtig und sinnvoll ist", erläuterte eine Sprecherin des Unternehmens. Der Einkauf der Rosen auf dem Markt sei jedoch teurer, da der Rosenhändler einen Zuschlag zahlen muss. Dieser werde an den Kunden im Blumengeschäft aber nicht weiter gegeben.

Fair gehandelte Rosen bekommen regelmäßig eine prominente Position in der Werbung des Unternehmens. Bei Pflanzen Kölle stehen fair gehandelte Rosen zum Muttertag wieder im Mittelpunkt der Anzeigen. Der Verein TransFair hofft, dass auch dann wieder viele Verbraucher auf das Siegel des Fairen Handels achten.

Der evangelisch.de-Testkauf

Zum Valentinstag machte die Redaktion von evangelisch.de einen Probekauf: Beim Discounter gab es in der Tat fair gehandelte Rosen. Im Sortiment sind andere Produkte mit diesem Gütesiegel sonst eher spärlich gesäht. Gleich am Eingang waren die Bouquets aufgebaut - konventionelle Blumen sprangen einem nicht ins Auge. Ein weiterer Pluspunkt: Die Farbauswahl der angebotenen fairen Rosen war reichhaltig.

Auf der Rosenfarm in Kenia gibt es jetzt kostenlose Impfungen gegen Typhus und Hepatitis, verrät die Website nach Eingabe des Codes, der jedoch etwas versteckt an einem Etikett um eine eizelne Rose gewickelt ist. Der Preis für zehn Stück mit langem Stil lag bei 2,99 Euro. Es kostet also nicht viel mehr, zwar keinen Pestizid-freien, aber doch einen "fairen" Valentinstag zu begehen.