Ägyptische Opposition fordert weiter Rücktritt Mubaraks
Auch nach den Gesprächen mit Vizepräsident Suleiman bleibt eine Kernforderung der ägyptischen Opposition unerfüllt: Der sofortige Rücktritt von Präsident Mubarak. Die Proteste gehen weiter. Die USA hoffen auf einen geordneten Übergang und neue Partner am Nil.

Auch nach der Aufnahme von Gesprächen mit der Regierung halten die ägyptischen Oppositionsgruppen an ihrer Forderung nach einem Rücktritt von Präsident Husni Mubarak fest. Die Proteste auf dem Tahrir-Platz in Kairo und anderenorts sollen deshalb fortgesetzt werden. Viele Regierungsgegner campierten auch in der Nacht zum Montag auf dem Platz im Zentrum der Hauptstadt. Nachdem am Abend noch Schüsse zu hören waren, blieb es bis zum frühen Morgen ruhig. Unterdessen äußerte sich US-Präsident Barack Obama zuversichtlich, dass sich auch die künftige Regierung Ägyptens als guter Partner der USA erweisen werde.

Obama hofft auf "geordneteten" Übergangsprozess

Voraussetzung sei ein "geordneteter" Übergangsprozess, sagte Obama am Sonntagabend in einem Interview des US-Senders Fox. Fest stehe: "Ägypten wird nicht zu dem zurückkehren, was es war." Auf die Frage nach der Rolle der Muslimbruderschaft in einer künftigen Regierung äußerte sich der Präsident zurückhaltend. Die Islamistenbewegung sei gut organisiert, räumte Obama ein, aber sie sei nur eine Gruppe im Land. Er warnte davor, zu sagen, "dass unsere einzigen beiden Optionen die Muslimbruderschaft und die Unterdrückung des ägyptischen Volkes sind".

Auf dem Tahrir-Platz in Kairo fielen am Sonntagabend nach mehrtägiger Ruhe erstmals wieder Schüsse. Ein dpa-Fotograf am Ort berichtete von mehreren Salven aus Schnellfeuergewehren. Ein Augenzeuge sagte, dass Soldaten in die Luft gefeuert hätten. Es habe sich um ein Missverständnis gehandelt.

Verfassungsänderung und mehr Pressefreiheit

Nach zweiwöchigen Massenprotesten hatte Vizepräsident Omar Suleiman am Sonntag Gespräche mit Oppositionsvertretern geführt, an denen erstmals auch die Mulsimbruderschaft teilnahm. Die Islamistenorganisation hatte die Aufnahme eines Dialogs bis dato vom Rücktritt Mubaraks abhängig gemacht.

Bei den Gesprächen wurde nach Angaben von Oppositionsvertretern Einigung erzielt, dass die jüngsten Versprechen Mubaraks umgesetzt werden sollten. Dazu zählten eine Verfassungsänderung, mehr Pressefreiheit und ein Ende des Ausnahmezustands - sobald dies die Sicherheitslage zulasse. Zudem solle die Jugend eine größere Rolle in der Politik bekommen und Korruption bekämpft werden.

Die Muslimbruderschaft zeigte sich nach dem Treffen dennoch enttäuscht. Die Regierung sei auf die meisten Forderungen nicht eingegangen. Man könne bislang nicht von Verhandlungen sprechen, erklärte einer ihrer Vertreter im TV-Sender Al-Dschasira. Am Montag wolle man über das weitere Vorgehen beraten.

dpa