Genitalverstümmelung in vielen Dörfern Afrikas abgeschafft
In Afrika ist nach UN-Angaben in rund 6.000 Dörfern in den vergangenen drei Jahren die Genitalverstümmelung bei Frauen abgeschafft worden. Zehntausende Mädchen und Frauen blieben somit von der grausamen Praxis verschont, erklärte der Bevölkerungsfonds UNFPA anlässlich des Internationalen Tages gegen Genitalverstümmelung am Sonntag in Genf.

UNFPA und das Kinderhilfswerk Unicef hatten die Dorfgemeinschaften durch Dialog und Aufklärung von der Abkehr von der Genitalverstümmelung überzeugt. Die Dörfer liegen in Ägypten, Äthiopien, Kenia, Senegal, Burkina Faso, Gambia, Guinea und Somalia. Laut UNFPA könnte die Genitalverstümmelung in den kommenden 20 Jahren ganz abgeschafft werden.

Bis zu 140 Millionen Frauen weltweit sind an ihren Genitalien verstümmelt. Jedes Jahr trifft es drei Millionen Mädchen. Dabei werden ihnen die äußeren Genitalien teilweise oder ganz entfernt. In Deutschland sind schätzungsweise 5.000 Mädchen davon bedroht. Bist zu 30.000 Frauen sind bereits verstümmelt. Am Internationalen Tag gegen Genitalverstümmelung am 6. Februar erinnern die UN und andere Organisationen an die Opfer dieser Tradition.

Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben 25 Prozent der Mädchen und Frauen während des Eingriffs oder an seinen Folgen. Beim Eingriff kann es zu Schockzuständen, starken Blutungen und Infektionen kommen. Die Beschnittenen leiden teils lebenslang an den psychischen Folgen, an chronischen Schmerzen, beispielsweise beim Wasserlassen oder während der Menstruation oder werden unfruchtbar. Neugeborene von beschnittenen Frauen sterben öfter.

Angeblich bessere Heiratschancen

Die Genitalverstümmelung soll der Tradition zufolge Schönheit, Keuschheit und die Heiratschancen der Mädchen und Frauen steigern. Der soziale Status und die Ehre der Familie hängen in einigen Kulturen von der Beschneidung der weiblichen Mitglieder ab. Meist werden die Mädchen entweder kurz nach der Geburt oder im Kindesalter verstümmelt, je nach Tradition aber auch in der Pubertät, unmittelbar vor oder nach der Eheschließung oder nach der ersten Entbindung.

Weibliche Genitalverstümmelung ist in insgesamt 28 afrikanischen Ländern vor allem südlich der Sahara verbreitet. Außerhalb Afrikas wird der Eingriff vor allem in arabischen Ländern wie Oman und dem Jemen praktiziert. In Europa und Nordamerika lassen Migranten aus den entsprechenden Ländern ihre Töchter beschneiden, oftmals während eines Urlaubs in der Heimat.

Die WHO unterscheidet vier Typen von Genitalverstümmelung. Sie gehen von der Verletzung der Klitoris-Vorhaut bis zur Entfernung der Klitoris, der inneren Schamlippen sowie der Innenseite der äußeren Schamlippen. Teilweise wird die Vagina danach bis auf eine kleine Öffnung für Urin und Blut zugenäht. In Ländern wie Eritrea, Dschibuti und Somalia sind fast alle Mädchen nach dieser extremsten Form, Infibulation genannt, beschnitten. Die Infibulation wird etwa in 15 Prozent aller Fälle vorgenommen.

epd