Der Unterricht sollte schrittweise und nicht von heute auf morgen in allen Schulen und Bundesländen gleichzeitig eingeführt werden, sagte der Münsteraner Professor für Islamische Religionspädagogik in einem epd-Gespräch. "Sonst stehen wir vor der großen Frage, wo wir die 2.000 oder 2.500 benötigten Lehrer bundesweit herbekommen."
In einer Übergangsphase könnten allerdings muslimische Lehrer, die schon an den Schulen ein anderes Fach unterrichten, nachqualifiziert werden, sagte Khorchide, der seit April 2010 in Münster islamische Religionslehrer ausbildet. Gleichzeitig prognostizierte er: "Wir brauchen zehn bis 15 Jahre, bis wir flächendeckend so viele Lehrer haben, wie Deutschland braucht."
Im Einklang mit der Verfasssung
Die akademische Ausbildung der Religionslehrer sei eine Garantie für die Qualität des Unterrichts. Die Lehrer würden "nicht in irgendwelchen Hinterhöfen ausgebildet, wo unklar sei, was dort unterrichtet werde", sagte Khorchide. Er verwies darauf, dass in Deutschland die Lehrer Beamte sind. "Sie müssen Staatsexamen haben und an Universitäten studiert haben. Das sind Maßnahmen, die dafür sorgen, dass die zukünftigen Lehrer im Einklang mit der Verfassung stehen."
Ziel des islamischen Religionsunterrichts sei es, die Schüler zu Gotteserfahrung zu befähigen, ihre religiösen Kompetenzen zu fördern und bei der Herausbildung einer islamisch-europäischen Identität zu unterstützen, sagte Khorchide. Vermittelt werde ein Islambild, "das in Harmonie steht mit dem Leben in einer pluralen Gesellschaft". Die Schüler sollten erkennen: "Ich kann sowohl ein frommer Muslim sein als auch ein loyaler Bürger dieses Landes und Europas ohne Diskrepanzen zwischen beiden zu haben."
"Zeichen der Anerkennung"
Khorchide sprach sich dafür aus, den Muslimen den Status der Körperschaft öffentlichen Rechts zuzusprechen. "Der Körperschaftsstatus wäre ein Zeichen der Anerkennung des Islams", sagte der Theologe. Den Muslimen könne dadurch gezeigt werden, "ihr seid anerkannte Bürger dieses Landes, eure Religion ist hier angekommen, sie hat hier einen Raum und genauso wie die anderen Religionen eine haben".
Khorchide ist Nachfolger des umstrittenen islamischen Theologen Sven Kalisch, der sich nach mehrjähriger Lehrtätigkeit vom Islam abgewandt hatte. Kalisch erhielt an der Universität eine neue Aufgabe.