TV-Tipp: "Wallander: Der Mann, der lächelte" (Arte)
Als ein alter Mann unter mysteriösen Umständen zu Tode kommt, bittet dessen Sohn Wallander um Hilfe. Er ist ein guter Freund, doch der Kommissar lehnt ab; kurz drauf ist der Freund ebenfalls tot.
04.02.2011
Von Tilmann P. Gangloff

"Kommissar Wallander: Der Mann, der lächelte", 11. Februar, 20.15 Uhr auf Arte

"Heiter" ist ja ohnehin ein Prädikat, das man als letztes mit den Krimis von Henning Mankell assoziieren würde, aber dieser Stoff ist womöglich noch pessimistischer, weshalb der freundliche Titel wie weiterer Hohn ist.

Hier Unfall, da Selbstmord

Der für die BBC unter anderem auch im Auftrag der ARD-Tochter Degeto entstandene Film zeigt Südschweden rund um Ystad als unwirtlichen Landstrich; die Bilder sind grau und abweisend, Farben fehlen fast völlig. Das passt allerdings perfekt zur Stimmung Wallanders, denn der hat sich völlig zurückgezogen, nachdem er in Notwehr einen Mann erschießen musste. Erst seine Schuldgefühle holen ihn aus dem Exil: Als ein alter Mann unter mysteriösen Umständen zu Tode kommt, bittet dessen Sohn Wallander um Hilfe. Er ist ein guter Freund, doch der Kommissar lehnt ab; kurz drauf ist der Freund ebenfalls tot. Für die Polizei sind beide Fälle klar: hier Unfall, da Selbstmord. Aber es gab eine Todesdrohung: "Ihr werdet alle sterben". Wallander lässt nicht locker und kommt durch Zufall einem ungeheuerlichen Skandal auf die Spur; und einem vermeintlichen Wohltäter vergeht das Lächeln.

Kenneth Branagh erweist sich erneut als perfekte Besetzung für Mankells Wallander, zumal er gerade die Zerrissenheit des Polizisten wunderbar verkörpert: als ob die Dämonen, die der Kommissar sonst zu jagen pflegt, nun selbst von ihm Besitz ergriffen hätten. Buch (Simon Donald, Richard Cottan) und Regie (Andy Wilson) haben ohne Frage ihren Anteil daran, aber allein die tastende Rückkehr Wallanders in sein früheres Leben spielt Branagh ganz großartig. Als Wallander auf bestem Wege ist, wieder der alte zu werden, blinzelt sogar die Sonne durch die Wolken. Natürlich lebt der Film auch davon, dass man gemeinsam mit dem Kommissar völlig im Dunkeln tappt. Entsprechend groß ist der Gänsehautfaktors jenes Moments, als die grausame Wahrheit ans Licht kommt.


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und verschiedene Tageszeitungen mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).