Pool mit bisherigen IP-Adressen ist ausgeschöpft
Die Internet-Organisation IANA hat die letzten IPAdressen im bisherigen Standard IPv4 vergeben. Damit sind die Netzbetreiber zu einer beschleunigten Umstellung auf den neuen Standard IPv6 gezwungen. Für private Internet-Anwender ändert sich zunächst wenig.

Zeitenwende im Internet: Der verfügbare Pool an IPv4-Adressen für Computer, Handys und andere Geräte mit Netzanschluss ist ausgeschöpft. Dies teilte die oberste Vergabestelle für diese Kennzahlen, die IANA, am Donnerstag in Miami mit. Nun ist ein beschleunigter Übergang zum Nachfolge-Standard notwendig. Private Nutzer müssen sich aber keine Sorgen machen. Die Anbieter von Internetzugängen haben zugesagt, dass sie in der Übergangsphase beide Protokolle unterstützen werden.

IP-Adressen werden für jedes Gerät im Internet benötigt. Die Zahl der verfügbaren IPAdressen nach dem bislang zu mehr als 99 Prozent verwendeten Standard IPv4 ist auf 4,3 Milliarden beschränkt. Der bereits Ende 1995 festgelegte Nachfolger IPv6 ermöglicht eine nahezu unendlich große Zahl dieser Kennzahlen. Damit gerät die Umstellung auf das neue Protokoll unter Zeitdruck.

Schneller Umstieg auf neuen Standard IPv6

"Jetzt ist es an der Zeit, das explosive Wachstum des Internets durch den schnellen Umstieg auf den neuen Standard IPv6 abzusichern", sagte der Vorsitzende des deutschen IPv6-Rates, Christoph Meinel. "Jetzt den Umstieg auf den neuen Standard zu planen und umzusetzen, ist wichtig für die fortdauernde Stabilität und das Wachstum aller kommunikativen Aktivitäten, die auf das Internetprotokoll zurückgreifen." Der Informatiker fügte hinzu, dies gelte nicht nur für das öffentliche Internet, sondern auch für private Büro-, Heim- oder Mobil-Kommunikation.

Die letzten fünf Blöcke von IPAdressen wurden symbolisch an Vertreter der Vergabestellen in den Kontinenten vergeben. Faktisch wurden die letzten beiden Blöcke bereits zuvor der Vergabestelle für den asiatisch-pazifischen Raum (APNIC) zugeteilt. Damit gehe ein Kapitel der Geschichte zu Ende, erklärte die IANA (Internet Assigned Numbers Authority).

Während einer Zeremonie in Florida nahm der Leiter der europäischen Vergabestelle RIPE, Axel Pawlik, die letzten IP4-Adressen symbolisch in einem Umschlag entgegen. Die Vertreter der regionalen Vergabestellen erklärten, jetzt komme es darauf an, die Umstellung auf den neuen Standard IPv6 zügig umzusetzen. Der Vertreter für Lateinamerika und die Karibik wies darauf hin, dass in dieser Region erst 35 Prozent der Bevölkerung im Netz angekommen seien.

Bei der IANA ist der IPv4-Adressraum nun erschöpft. Die regionalen Vergabestellen wie RIPE in Amsterdam können Telekommunikationsanbieter voraussichtlich noch bis Juni mit IPv4-Adressen versorgen, bis diese dann ebenfalls aufgebraucht sind.

Neuer Standard beschäftigt Datenschützer

Viele Netzbetreiber haben bereits einen Teil der für die Umstellung auf IPv6 erforderlichen Arbeiten abgeschlossen. Experten kritisieren aber, dass dies zu langsam geschehe. Der Präsident des IT-Branchenverbands Bitkom, August-Wilhelm Scheer, erklärte am Donnerstag, noch längst nicht alle Internet-Provider seien in der Lage, ihren Kunden Dienste auf Basis von IPv6 anzubieten.

Es sei sinnvoll, nur noch Hardware und Programme zu kaufen, die den neuen Standard unterstützten, sagte Scheer. Am 6. Juni soll es einen weltweiten Feldtest geben, bei dem viele Web-Angebote über den neuen Standard zu erreichen sein werden.

Der neue Standard dürfte auch noch die Datenschützer beschäftigen. Mit IPv6 wird es theoretisch möglich, jedem Gerät eine lebenslang einheitliche IP-Adresse zuzuweisen. Damit auf diese Weise keine problematischen Nutzungsprofile erstellt werden, sieht das neue Protokoll "Privacy Extensions", also Erweiterungen für den Schutz der Privatsphäre, vor. Diese sollen verhindern, dass man ein Gerät über längere Zeit hinweg im Netz identifizieren kann.

dpa