Situation für Journalisten in Ägypten brenzlig
Für Journalisten in Ägypten wird die Arbeit immer gefährlicher. In den vergangenen Tagen gerieten ausländische Reporter bei den blutigen Protesten auf den Straßen zwischen die Fronten und wurden verfolgt, angegriffen und verhaftet. Einige verletzten sich und mussten in Krankenhäusern behandelt werden. Auch deutsche Journalisten sind gefährdet. Vom Regime werden ausländische Medien mit ihrer Berichterstattung für die Unruhen im Land beschuldigt.

Die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) beklagte, bei den Übergriffen seien auch mehrere Berichterstatter geschlagen und ihrer Ausrüstung beraubt worden. Betroffen seien Mitarbeiter von Sendern wie BBC, Al-Dschasira, CNN, Al-Arabija und ABC News. Auch Polizisten sollen zu den Tätern gehört haben. "Diese Angriffe scheinen Racheakte gegen internationale Medien zu sein, die die Forderungen der Demonstranten nach einem Rücktritt Mubaraks übermitteln", sagte ROG-Generalsekretär Jean-François Julliard.

Ein französischer Reporter des Senders Arte wurde gemeinsam mit zwei Kollegen bei einem Kontrollpunkt des Militärs festgenommen. Den Journalisten wurden laut Arte Handys und Arbeitsmaterial abgenommen. Anschließend wurden sie wegtransportiert.

ZDF-Mitarbeiterin aus Haft entlassen

Eine auch für das ZDF arbeitende Journalistin kam nach 20 Stunden Haft in Kairo wieder frei. Die Frau war am Mittwoch auf der Fahrt von Alexandria nach Kairo festgenommen und in einem Hochsicherheitstrakt festgesetzt worden. Das sagte ZDF-Chefredakteur Peter Frey der dpa. Dem Fernsehteam des Senders n-tv wurde zeitweise die Ausrüstung weggenommen.

Die Situation werde dramatischer, sagte der ZDF-Chefredakteur Peter Frey weiter. Das ZDF überlegt nach Freys Worten, das in Kairo arbeitende Team aus Sicherheitsgründen zu reduzieren. Der niederländische Sender Fox hat sich bereits zurückgezogen. Der ZDF-Büroleiter Dietmar Ossenberg war während des "heute-journals" am Mittwochabend von einem Laserstrahl fokussiert worden. "Als nächstes hätte der Schuss folgen können", sagte Frey.

Der Deutsche Journalistenverband (DJV) betonte, die Journalisten vor Ort dürften an ihrer Berichterstattung nicht gehindert werden. "Journalisten sind kein Freiwild", sagte der Bundesvorsitzende Michael Konken. Laut DJV musste das ARD-Team am Mittwoch sein Studio verlassen; ein belgischer Journalist wurde verhaftet und eine französische Journalistin wurde verprügelt. Immer noch befinden sich vier israelische Reporter in Haft. Ein epa-Fotograf wurde am Kopf verletzt und von Armeesoldaten gerettet.

Angriff auf CNN-Reporter

Ein CNN-Reporter wurde mit seinem Team während laufender Kamera von Straßenkämpfern angegriffen. Die Gruppe versuchte sich unter einem Hagel von Faustschlägen in Sicherheit zu bringen und wurde von einem aufgebrachtem Mob über mehrere Straßenzüge verfolgt.

Anhänger von Husni Mubarak haben einen griechischen Journalisten und Fotografen attackiert und mit einem Messer verletzt und mit Knüppeln geschlagen. Regimeanhänger riefen: "Mubarak ist nicht ein Problem. Du bist eins!"

dpa