Altbewährt Poppig-Fluffiges oder eine "andere" Lena?
Lena hat wieder gesungen – doch dieses Mal nicht gegen andere, sondern gegen sich selbst. "Unser Song für Deutschland" heißt das Pseudo-Revival der Show, durch die Lena entdeckt und zu unserem Eurovision-Sternchen geworden ist. Gähnende Langeweile war zu erwarten bei der ersten Halbfinal-Show, sechs Lieder, gesungen von ein und derselben Sängerin. Was sollte daran spannend sein?
01.02.2011
Von Anja Hübner

Die Macher der Show rund um Stefan Raabs Strahlemädchen haben sich zwar bemüht, den Glanz und Glämmer der Lenamania wiederzubeleben. Zu jedem Song ein neues Outfit, Lichteffekte im Hintergrund, Einspieler von Lena, die in der gewohnt locker-lässigen Art über ihre Songs erzählt. Alles ganz nett soweit. Als Hintergrundbeschallung beim Kochen oder Kuscheln durchaus brauchbar. Doch der Funke, der auf ein erneutes Lena-Fieber hinweisen könnte, wollte nicht so richtig überspringen.

Zu eindimensional für große Gefühle

Kein Wunder. Stefan Raab hatte nach dem Sieg von Oslo großspurig verkündet, Lena müsse ihren Titel im nächsten Jahr im eigenen Land verteidigen. Doch damit hat er auch den Kampf der Kandidaten ausgeschlossen: kein internes Gehetze, keine Charaktere, die aufeinander losgehen können. Lieder zicken sich nun mal nicht gegenseitig an, sind enttäuscht oder verzückt – und vor allem können die Zuschauer nicht mit ihnen mitleiden. Die Show ist zu eindimensional für große Gefühle.

Als Ausgleich hat der Sender beschlossen, Lena so facettenreich wie irgend möglich zu zeigen. Mal elegant, mal frech bei ihrer eigenen Nummer, dann eher geheimnisvoll oder nachdenklich bei einer Ballade à la Katie Melua. Vor allem erwachsener sollte Lena wirken und zeigen, dass sie auch anders kann als nur Gute-Laune-Lieder zu trällern. In den meisten Fällen ist ihr das sogar gelungen.

Doch so ganz kam das Konzept bei den Zuschauern nicht an. Die meisten griffen fürs Altbewährte zum Hörer. Ob Lena so wieder gewinnen kann?

Im schwarzen Mini-Kleid wie früher

Drei Songs wurden ins Finale gewählt: zwei von ihnen sind so poppig-fluffig, wie jeder sie von Lena erwartet. "Maybe" von den Berliner Komponisten Daniel Schaub und Pär Lammers würde in seiner Art direkt an ihren Titelsong "Satellite" anknüpfen. Und bei ihrem selbst komponierten Song "What happened to me" wirkte Lena in ihrem schwarzen Mini-Kleid wie bei einem wiederholten Grand-Prix-Auftritt.

Einzig der ungewöhnliche Song "Taken by a stranger" von dem Trio Nicole Morier, Gus Seyffert und Monica Birkenes fiel aus der Reihe – und zwar so stark, dass eine Sehnsucht einiger Zuschauer nach einer "anderen" Lena sichtbar wird.

Da drängt sich die Frage auf, welches die beste Taktik für Düsseldorf ist: Ein Song lena-like, wie er ihr steht oder ein überraschendes Lied, mit dem niemand gerechnet hat? Viele sind da noch ratlos – und für diese Entscheidung bleiben ja schließlich auch noch zwölf minder aufregende Lena-Auftritte im zweiten Halbfinale und der Endausscheidung. Denn erst beim Eurovision Song Contest im Mai ist wieder mit der Spannung zu rechnen, die wir vom letzten Jahr kennen und die "Unser Song für Deutschland" fehlt.


Anja Hübner ist freie Journalistin in Mainz und Frankfurt am Main.