Filmtipps: Diese Woche neu im Kino
Die Redaktion von "epd film" hat die Filme der Woche ausgesucht. Dazu zählen das Historiendrama "Poll" sowie "Picco", ein Film über Hierarchien in einer Jugendvollzugsanstalt.

Poll (Deutschland/Österreich/Estland 2010)

[reference:nid=32941]

Unmittelbar vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges reist die 14-jährige Oda (Paula Beer) von Berlin nach Estland auf das Gut Poll, um ihre Mutter zu beerdigen. Der Landstrich am Meer, der von Russen verwaltet und von Baltendeutschen bewirtschaftet wird, ist ein Pulverfass. Als Oda einen verwundeten estnischen Anarchisten versteckt, lehnt sie sich bewusst gegen ihren autoritären Vater Ebbo (Edgar Selge) auf und riskiert ihr Leben. In seinem bildgewaltigen Historiendrama, das auf der Biografie der Schriftstellerin Oda Schäfer beruht, führt der deutsche Regisseur Chris Kraus ("Vier Minuten") den Zuschauer in eine Zeit des Umbruchs - und entwirft das Porträt einer mutigen jungen Frau, die lernt, Partei zu ergreifen und ihrem eigenen Urteil zu vertrauen.

Regie und Buch: Chris Kraus. Mit: Paula Beer, Tambet Tuisk, Richy Müller, Edgar Selge, Jeanette Hain, Enno Trebs, Yevgeni Sitokhin, Susi Stach. Länge: 129 Min. FSK: ab 12, ff. FBW: besonders wertvoll.

Serengeti (Deutschland 2010)

[reference:nid=32935]

Die sachliche und beeindruckende Naturdokumentation von Reinhard Radke greift den Geist des berühmten, Oscar-prämierten Tierfilms "Serengeti darf nicht sterben" von 1959 auf. Radke schildert die vom Wetter erschwerten Wanderungen von Gnus, Antilopen und folgenden Raubtierhorden durch die hoch gelegene Steppe. Dabei verzichtet er mit realistisch gehaltenen Bildern auf zuletzt häufig gesehene Vermenschlichung der Tiere und widmet sich stattdessen der bloßen Schönheit der Landschaft und den bunten Lebenszyklen. Radkes Serengeti ist keine heile Welt im perfekten Einklang mit der Zivilisation: Politische Zusammenhänge spart der Regisseur nicht aus, auch wenn der historische Ursprung vieler dort immer noch schwelender Konflikte nur angerissen bleibt.

Regie und Buch: Reinhard Radke. Länge: 102 Min. FSK: Ab 6, ff. FBW: besonders wertvoll

Picco (Deutschland 2010)

[reference:nid=32939]

Kevin (Constantin von Jascheroff) ist neu in der Jugendvollzugsanstalt, ein sogenannter "Picco", der für die übrigen Insassen anfallende, undankbare Arbeit erledigen muss. In der harten Hierarchie unter den Häftlingen muss er darum kämpfen, einen würdevollen Platz zu erlangen. Doch im Zuge der JVA-internen Suche nach immer neuen "Opfern" gerät er mehr und mehr in einen Strudel aus Gewalt, Gewissensbissen und Demütigungen. An einem Abend eskaliert die Situation schließlich und Kevin findet sich als Teilnehmer einer tödlichen Gewaltorgie wieder. Philip Kochs Regiedebüt orientiert sich an den Geschehnissen um den fingierten Selbstmord eines Häftlings in der JVA Siegburg im November 2006.

Regie und Buch: Philip Koch. Mit: Constantin von Jascheroff, Joel Basman, Frederick Lau, Martin Kiefer. Länge: 108 Min. FSK: ab 16, ff. FBW: besonders wertvoll.

I killed my mother

[reference:nid=32937]

Der homosexuelle Jugendliche Hubert (Xavier Dolan) lebt alleine mit seiner Mutter (Anne Dorval) in einem Vorort von Montréal. Der Vater hat die Familie schon vor Jahren verlassen. Ehemals harmonisch, wird die Beziehung zwischen der Mutter und dem heranwachsendem, wankelmütigen Sohn, der den Lebensstil seiner Mutter nicht leiden kann, immer problematischer. Langsam erwächst aus der Hassliebe des Sohnes eine tiefe Abneigung, die es ihm erschwert, im Leben seinen Platz zu finden. Hauptdarsteller und Regisseur Dolan hat das Drehbuch dieses autobiografisch angehauchten Dramas mit nur 17 Jahren verfasst, mit 19 verfilmte er seinen sensiblen Stoff. Der Film wurde bei den Filmfestspielen von Cannes 2009 mit drei Preisen ausgezeichnet.

Regie und Buch: Xavier Dolan. Mit: Xavier Dolan, Anne Dorval, François Arnaud, Suzanne Clément, Patricia Tulasne. Länge: 100 Min. FSK: ab 12, ff.

epd