Keine Feldpost-Pannen in Afghanistan festgestellt
Die Feldpost-Affäre bleibt mysteriös. Es geht um 29 geöffnete Briefe. Wer verantwortlich dafür ist, bleibt nach einer ersten Untersuchung unklar. In Afghanistan wurde keine Panne oder Manipulation entdeckt.
25.01.2011
Von Michael Fischer

Die Bundeswehr geht nach einer ersten Untersuchung nicht von einer systematischen Öffnung von Feldpostbriefen in Afghanistan aus. "Im Einsatzland wurden keine Mängel festgestellt", heißt es in einem Zwischenbericht des Einsatzführungskommandos, der der Nachrichtenagentur dpa am Montag vorlag. Der Postweg in Deutschland wurde allerdings noch nicht geprüft. Wer für die geöffneten Briefe verantwortlich ist, bleibt damit weiter ungeklärt.

USB-Sticks entnommen

Die Deutsche Post wies jeden Verdacht, der Fehler könnte bei ihr liegen, von sich. Das Unternehmen habe "ihren Feldpostauftrag jederzeit korrekt erfüllt", erklärte ein Sprecher.

Die ersten Fälle von geöffneter Feldpost waren dem Bericht zufolge bereits Ende November in der Bundeswehr bekannt. Die Untersuchung wurde vom Ministerium erst fast zwei Monate später eingeleitet, nachdem der Wehrbeauftragte Hellmut Königshaus in der vergangenen Woche darauf aufmerksam gemacht hatte. Aus den geöffneten Briefen sind nach Angaben des Ministeriums auch USB-Sticks und Speicherkarten entnommen worden. Dazu macht der Bericht aber keine Angaben.

Anhaltspunkte für einen Zusammenhang zwischen der geöffneten Feldpost und einem mysteriösen Schießunfall in Afghanistan gibt es dem Bericht zufolge nicht. Weil ein Großteil der geöffneten Briefe aus dem Vorposten "OP North" in der Unruheprovinz Baghlan stammte, hatte es Spekulationen über einen Zusammenhang zu dem tödlichen Unglück im selben Lager gegeben. Da eine Reihe der Fälle von geöffneter Feldpost vor dem Schießunfall festgestellt wurde, sehen die Ermittler keine Verbindung.

Laut Bundeswehr kein systematisches Öffnen

Dem siebenseitigen Papier zufolge gab es von 24 Soldaten 33 Beschwerden über geöffnete oder beschädigte Post im Zeitraum Oktober 2010 bis Januar 2011. Mehr als die Hälfte der Soldaten (14) waren in einem Vorposten in der Unruheprovinz Baghlan stationiert. Die anderen Soldaten gehörten anderen Einheiten in Kundus und Masar-i-Scharif an. Vier der 33 Sendungen wurden durch den Zoll kontrolliert und mit einem entsprechenden Vermerk versehen.

In den 29 restlichen Fällen stellte die Bundeswehr Ermittlungen an. Fazit: Nach dem derzeitigen Stand der Untersuchungen bestehe gegen keinen mit dem Postversand beauftragten Soldaten in Afghanistan "der Verdacht auf Manipulation oder Öffnung von Postsendungen". Angesichts der im Vergleich zum gesamten Postaufkommen geringen Anzahl der Verdachtsfälle könne auch "nicht von einem systematischen Öffnen der Briefe gesprochen werden", heißt es weiter. "Zu prüfen ist, ob es Unregelmäßigkeiten auf dem Postweg in Deutschland gab/gibt."

Der Feldpost-Bericht wurde am Montag an die Verteidigungsexperten im Bundestag weitergeleitet. Zuvor hatte Ministeriumssprecher Steffen Moritz bestätigt, dass aus den geöffneten Briefen USB-Sticks und Speicherkarten entnommen wurden. Einzelheiten dazu bietet der Bericht nicht.

dpa