"Woche für das Leben" durch PID-Streit nicht in Gefahr
Ethische Differenzen zwischen den Kirchen beim Thema Gentests an Embryonen haben offenbar keinen Einfluss auf die ökumenische "Woche für das Leben".

Es gebe keine Anzeichen dafür, dass die katholischen Verantwortlichen von dem bis 2013 thematisch fest vereinbarten Projekt abrücken, sagte der Sprecher der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Reinhard Mawick, am Donnerstag dem epd. Die EKD blicke mit Freude auf den Start der diesjährigen Woche in Berlin. Auch die katholische Deutsche Bischofskonferenz bestätigte, die Woche finde wie geplant vom 7. bis 14. Mai 2011 statt.

Katholische Kirche gegen Zulassung von PID

Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hatte vor einer Woche im Kölner "domradio" eine Aufkündigung der Zusammenarbeit bei der "Woche für das Leben" in Erwägung gezogen. Es mangele an gemeinsamer Überzeugung in ethischen Fragen, sagte der Kardinal. Meisner reagierte auf die Ankündigung des EKD-Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider, die Haltung zu Gentests an Embryonen in der evangelischen Kirche neu zu beraten.

Die katholische Kirche ist klar gegen die Zulassung der Präimplantationsdiagnostik (PID). Auch innerhalb der evangelischen Kirche gibt es unterschiedliche Positionen zu dem umstrittenen Thema Lebensschutz. Die "Woche für das Leben" gibt es seit 1991. Sie geht auf eine Initiative der Bischofskonferenz und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) zurück. 1994 schloss sich die EKD der Aktion an.

EKD berät Haltung zu Gentest neu

Die EKD hatte sich 2003 für ein PID-Verbot ausgesprochen, will ihre Haltung aber auf Initiative Schneiders hin neu diskutieren. Der oberste Repräsentant der rund 24 Millionen deutschen Protestanten hält eine Anwendung der PID unter strengen Auflagen für denkbar. Bei dem Verfahren werden im Reagenzglas erzeugte Embryonen vor der Einpflanzung in den Mutterleib auf Erbkrankheiten gentechnisch untersucht. Das Ziel ist, mittels Selektion die Weitergabe von Erbkrankheiten zu verhindern. Eine gesetzliche Neuregelung der PID steht an, weil der Bundesgerichtshof im Juli 2010 das bisherige Verbot gekippt hatte.

Schneider hatte erklärt, anders als in der Abtreibungsdebatte gehe es bei der Präimplantationsdiagnostik darum, "Leben zu ermöglichen und auf die Welt zu bringen". Paare, die durch erbliche Vorbelastungen eine schwere Behinderung ihres künftigen Kindes befürchten, befänden sich in einem existenziellen Dilemma, sagte der rheinische Präses. Diese Paare erhofften sich von der künstlichen Befruchtung in Verbindung mit der PID die Erfüllung eines oft schon lange gehegten Kinderwunsches.

Würde des menschlichen Lebens

Die "Woche für das Leben" ist eine bundesweite Initiative der EKD und der Deutschen Bischofskonferenz. Die Kirchen wollen damit auf den Wert und die Würde des menschlichen Lebens aufmerksam machen. Mit der Aktion soll die Gesellschaft für den Schutz des Lebens in allen Phasen von der Zeugung bis zum Tod sensibilisiert werden. Jedes Jahr steht die "Woche für das Leben" unter einem anderen Schwerpunktthema.

epd