Idee in der CDU: Verheiratete zu Priestern weihen
Die katholische Kirche hat schon lange Nachwuchsprobleme. Die Pflicht zur Ehelosigkeit schreckt viele ab. Verschiedene CDU-Politiker fordern nun eine "regionale Ausnahmeregelung" von den deutschen katholischen Bischöfen.

Namhafte katholische CDU-Politiker werben bei den deutschen katholischen Bischöfen dafür, verheiratete Männer zur Priesterweihe zuzulassen. In einem Brief, aus dem die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Samstagsausgabe) zitiert, bitten unter anderen Bundestagspräsident Norbert Lammert, Bundesbildungsministerin Annette Schavan sowie die ehemaligen Ministerpräsidenten Dieter Althaus, Erwin Teufel und Bernhard Vogel die Bischöfe "dringend", sich beim Vatikan für die Weihe "bewährter Männer" einzusetzen.

Die Gründe, an der Ehelosigkeit der Priester festzuhalten, wiegen nach Ansicht der Unterzeichner nicht so schwer wie die Not vieler priesterloser Gemeinden. Zur Unterstützung führen sie ein Zitat von Papst Benedikt XVI. aus seiner Zeit als Professor Joseph Ratzinger im Jahr 1970 an: "Die Kirche der Zukunft wird klein werden... Sie wird auch neue Formen des Amtes kennen und bewährte Christen, die im Beruf stehen, zu Priestern weihen." Angesichts des Beharrens von Weltbischofssynoden auf der Zölibatsverpflichtung müsse eine "regionale Ausnahmeregelung" in Erwägung gezogen werden, heißt es der Zeitung zufolge in dem Brief.

Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) bekräftigte am Wochenende den Appell namhafter Unionspolitiker, das Eheverbot für Priester aufzugeben. Wenn die Amtskirche zögere, sich mit dem Priestermangel und dem Sinn des Zölibats öffentlich auseinanderzusetzen, "dann müssen es eben engagierte Laien tun", sagte er den Zeitungen der WAZ-Mediengruppe (Samstagsausgaben). Er sei sich sicher, "dass es eine Reihe von Bischöfen geben wird, die froh sind, dass wir die Debatte eröffnen."

Keine zwingende theologische Erklärung für den Zölibat

Für den Zölibat gebe es weder eine zwingende theologische noch eine praktische Erklärung. So sehr die Regelung nachvollziehbar gewesen sei, "so wenig ist sie heute plausibel". Lammert äußerte Sorge und wachsende Ungeduld darüber, dass der Mangel an Priestern größer werde und die katholische Kirche dennoch "keine Aussicht auf Abhilfe" eröffne.

Der von einem Freundeskreis katholischer CDU-Politiker verfasste Brief an die katholischen deutschen Bischöfe sei keine Polemik, betonte Lammert. Im Gespräch mit der "Süddeutschen Zeitung" (Samstagsausgabe) verglich er das Verhalten der Kirchenoberen mit dem von Altbundeskanzler Helmut Kohl (CDU) geprägten Prinzip des "Aussitzens". Er wünsche sich "mehr Tapferkeit von deutschen Bischöfen in dieser Frage".

Dem Vatikan wirft der Bundestagspräsident vor, er beschäftige sich mit dem Problem "in einer Weise, diese diesem absolut nicht gerecht wird". Die Bischöfe könnten auch für Ausnahmeregelungen für Deutschland werben. Die bisherigen Gründe für den Zölibat "wiegen unseres Erachtens nicht so schwer wie die Not vieler priesterloser Gemeinden, in denen die sonntägliche Messfeier nicht mehr möglich ist", argumentieren die Unterzeichner des Briefes.
 

epd