Protest zeigt Wirkung: Facebook stoppt die Daten-Weitergabe
Facebook stoppt nach massiver Kritik den umstrittenen Zugang zu Telefonnummern und Adressen von Mitgliedern. Die umstrittene Funktion soll nun "noch klarer" gekennzeichnet werden. Das Online-Netzwerk hatte erst am Wochenende angekündigt, Software-Entwickler und Website-Betreiber könnten mit Zustimmung der Nutzer auch auf deren Telefonnummern und Adressen zugreifen.

Netzwerk-Mitglieder und Datenschützer hatten kritisiert, viele Nutzer könnten unbedacht einer Weitergabe ihrer Daten zustimmen. Nun kündigte Facebook an, es solle noch klarer angezeigt werden, wenn jemand um Zugriff auf Adresse oder Telefonnummer fragt. Bis dahin werde die Funktion ausgesetzt.

Facebook bekräftigte am Dienstag zugleich, die Weitergabe könne auch bequem für einen Nutzer sein, weil er damit etwa auf Shopping- Websites nicht noch einmal seine kompletten Informationen eintippen müsste. Sicherheitsexperten hatten aber auch vor Programmen gewarnt, die extra darauf ausgerichtet sind, Nutzer-Informationen abzugreifen.

Heimliche Neuerung

Die Information über die neue Funktion hatten die Seitenprogrammierer des Netzwerk-Unternehmens unauffällig in einem Entwickler-Blog platziert - für Laien ebenso schwer verständlich wie nahezu unauffindbar.

Nun ruderten die US-Amerikaner zurück. Übers Wochenende, hieß es am Montagabend, habe man "wertvolle Rückmeldungen" von Nutzern darüber bekommen, welche Art von Datenfreigabe sie wünschten. Diese wolle man berücksichtigen und "so bald wie möglich" umsetzen.

Ein Artikel im IT-Sicherheits-Blog "naked security" hatte die Protestwelle ins Rollen gebracht und bekannt gemacht, dass Facebook beabsichtigte, Software-Entwicklern und Website-Betreibern den Zugang zu Telefonnummern und Adressen von Mitgliedern zu eröffnen. Zunächst sahen die Regelungen zwar vor, dass die Nutzer der Weitergabe ihrer Daten ausdrücklich zustimmen müssen. Kritiker bemängeln aber, dass viele Menschen unüberlegt ihre Erlaubnis erteilen und sich für Online-Kriminelle angreifbar machen könnten.

Bequemlichkeit um den Preis des Datenschutzes

Als Vorteil der Adressweitergabe nannte Facebook die Bequemlichkeit, doch unter anderem deutsche Datenschützer hatten das vorgesehene Verfahren kritisiert und die Facebook-Nutzer zu erhöhter Wachsamkeit aufgefordert.

Seit Längerem ist es die erklärte Strategie von Facebook, die gesamten Online-Aktivitäten der Nutzer zu vernetzen. Dafür gibt es unter anderem den Dienst Facebook Connect, der dafür sorgt, dass diverse andere Dienste und Websites mit der Facebook-Anmeldung genutzt werden können. Dabei werden jedoch normalerweise keine Informationen über einen Nutzer mit Dritten geteilt.

Facebook ist mit mehr als 500 Millionen Mitgliedern das weltgrößte Online-Netzwerk und wächst schnell. Das Unternehmen geriet in der Vergangenheit immer wieder mit Datenschützern aneinander. Sie warfen Facebook unter anderem vor, zu freizügig mit Nutzer-Informationen umzugehen.

dpa/thö