Vor den mehr als 100 Kirchenbesuchern betonte Führer, dass die Gewalt an Christen weltweit in erschreckendem Maße ansteige. Unter allen Religionen seien sie den meisten Repressalien ausgesetzt. Das noch immer vermisste Ehepaar war im Jemen für eine christliche Hilfsorganisation tätig. Zusammen mit seinen drei Kindern und einem Briten waren es im Juni 2009 entführt worden. Die Töchter Lydia und Anna kamen im Mai 2010 überraschend frei und kehrten nach Deutschland zurück. Von den anderen fehlt bislang jede Spur.
Die zum Friedensgebet nach Leipzig gekommenen Angehörigen bedankten sich in der Andacht für die große Anteilnahme. Es sei bewegend zu spüren, dass die Familie in dieser Situation nicht allein gelassen werde, sagte der Schwager des vermissten Familienvaters, Reinhard Pötschke. Auch die Eltern des vermissten Familienvaters äußerten ihren Dank über die Anteilnahme und die Rückkehr der beiden Enkelinnen.
Aufruf in der arabischen Welt
Trotz des Augenmerks auf die Vermissten müsse auch für die Menschen im Jemen gebetet werden, forderte der Leipziger Unternehmer Peter Bienert. Die Mehrheit der Menschen in diesen Ländern sei ehrlich und verabscheue solch eine Entführung, betonte er. Zwei Ingenieure seiner Anlagenfirma waren vor fünf Jahren im Irak entführt und erst nach 99 Tagen wieder freigelassen worden.
Die Kirchgemeinde wollte mit dem Friedensgebet und der anschließenden Mahnwache nach eigenen Angaben den Appell der Angehörigen zu einer erneuten Suche an in- und ausländische Behörden unterstützen. Bereits vor Weihnachten hatten die Angehörigen der Familien angekündigt, einen Aufruf in der arabischen Welt zu starten, um Gewissheit über das Schicksal der Familie zu bekommen. Genaues gab die Familie bisher nicht bekannt. Zum Friedensgebet in der Leipziger Nikolaikirche wird seit Anfang der 80er Jahre traditionell für montags um 17 Uhr eingeladen. Die Andacht macht wöchentlich auf ein aktuelles Problem oder besondere Anlässe aufmerksam.